Russland muss Pussy-Riot Entschädigungen zahlen

Russland muss drei Mitgliedern der Protest-Punkband Pussy Riot Entschädigungen zahlen. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte wies einen Antrag Russlands zurück, einen früheren Prozess in dem Fall noch einmal aufzurollen. Damit ist das ursprüngliche Urteil vom 17. Juli rechtskräftig (Beschwerdenummer 38004/12).

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Zwei der Frauen stehen je 16 000 Euro zu, die andere hat Anspruch auf 5000 Euro. Außerdem stehen den drei Aktivistinnen zusammen weitere 11 760 Euro zu, um ihre Prozesskosten zu decken.

Im Juli waren die Straßburger Richter zu dem Schluss gekommen, dass Russland mit der Verurteilung der drei Frauen deren Menschenrechte verletzt habe. Nach der Aufführung eines „Punk-Gebets“ in der Moskauer Christus-Erlöser-Kathedrale hatten russische Richter die Aktivistinnen im Jahr 2012 zu zwei Jahren Lagerhaft verurteilt – wegen Rowdytums aus religiösem Hass. Eine der Frauen kam wenige Monate nach dem Urteilsspruch auf Bewährung frei. Im Dezember 2013 wurden die anderen beiden begnadigt.

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Der Gerichtshof bemängelte unter anderem, dass die russischen Gerichte den Text des „Punk-Gebets“ gar nicht beachtet hätten. Darin werde nicht zu Gewalt oder Hass aufgerufen. Nur dann wäre es demnach angemessen gewesen, die Meinungsfreiheit der Frauen in Form einer strafrechtlichen Verurteilung zu beschneiden.

Pussy-Riot-Aktivist vergiftet?

Anschlag, Zufall oder Versehen? Ein Aktivist der russischen Gruppe Pussy Riot ist mit schweren Vergiftungserscheinungen in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Er sei möglicherweise an einer Überdosis Medikamente erkrankt, sagen die Ärzte.

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Große Mengen eines Medikamentes

Die Ärzte von Pjotr Wersilow hätten seinen Verwandten gesagt, er habe entweder Arznei überdosiert oder eine zu große Menge eines Medikaments bekommen, berichtete das unabhängige Online-Nachrichtenportal „meduza.io“.

Pussy-Riot-Mitglied Veronika Nikulschina sagte, der Bericht sei korrekt. Näher wollte sie sich nicht äußern. Freunde betonten, Wersilow habe keine Medikamente eingenommen, auch sei er kein Konsument von Drogen gewesen.

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Der Radiosender „Echo Moskwy“ und „meduza.io“ hatten unter Berufung auf Nikulschina berichtet, Wersilow befinde sich nach der mutmaßlichen Vergiftung in einem ernsten Zustand. Nikulschina sagte demnach, Wersilow sei dadurch erblindet und könne nicht mehr sprechen. Er werde in der Toxikologie eines Moskauer Krankenhauses behandelt.
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Wersilow, Nikulschina und zwei weitere Pussy-Riot-Aktivisten waren im Juli während des Endspiels der Fußball-WM in Russland zwischen Frankreich und Kroatien in Polizeiuniformen aufs Spielfeld gerannt. Sie kamen dafür für 15 Tage ins Gefängnis. Nach Angaben von Pussy Riot protestierten sie mit der Aktion gegen übermäßige Befugnisse der russischen Polizei.

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NACHTRAG:

Pjotr Wersilow wird nun von Spezialisten in der Berliner Charité behandelt. Der 30-Jährige traf mit einem Ambulanzflieger in Berlin-Schönefeld ein, wie der Gründer der Initiative „Cinema for Peace“, Jaka Bizilj, bestätigte. Er hatte den Transport auf Bitte der Familie organisiert.
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Seiner Freundin zufolge ging es Wersilow inzwischen etwas besser. Wersilow wurde am Flughafen in Schönefeld von seiner Ehefrau und Pussy-Riot-Frontfrau Nadja Tolokonnikowa erwartet, von der er seit Längerem getrennt lebt. Sie veröffentlichte auf Twitter ein kurzes Video. Darin ist zu sehen, wie Wersilow nach seiner Ankunft im Flugzeug versucht, sich aufzusetzen. Er wirkt darauf etwas benommen. „Ich gehe davon aus, dass er mit Absicht vergiftet wurde und dass es entweder um Einschüchterung oder sogar um einen Mordanschlag ging“, sagte Tolokonnikowa der „Bild am Sonntag“.
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