Stromae antwortet im Interview mit neuem Song

Stromae ist mehr als ein Sänger. Dass er ein besonderer Künstler ist, hat der Belgier in einem Interview mit dem französischen Sender TF1 bewiesen.

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Musik als Lebensretter

Ob die Musik ihm geholfen habe, sich von der Einsamkeit zu befreien, fragte die Journalistin Anne-Claire Coudray den Künstler. Stromae begann daraufhin, zu singen: „Ich bin nicht alleine damit, einsam zu sein.“ Es war das erste Mal, dass er seine neue Single „L’Enfer“ präsentierte. In dem Lied, das auf Deutsch übersetzt „Die Hölle“ heißt, singt Stromae von Suizidgedanken.

Es ist bereits die zweite Single, die der 36 Jahre alte Musiker in den vergangenen Monaten veröffentlicht hat. Im Oktober brachte er nach jahrelanger Pause den Titel „Santé“ heraus, der ein Tribut an Arbeiterinnen und Arbeiter ist. Am 4. März soll sein neues Album „Multitude“ erscheinen.

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Ein neuer Song als Antwort

Alles habe ganz „normal“ angefangen, erzählt Stromae wähend des Interviews. „Normal“ ist ein Wort, das immer wieder in den Antworten des Künstlers, als er über seine überraschende Pause vor sieben Jahren spricht. „Ich musste einfach Dinge erleben. Ich habe geheiratet, ich habe ein Kind bekommen, das jetzt drei Jahre alt ist. Das Leben auf Tour hingegen ist nicht sehr interessant, naja, es ist ein Sommercamp. Wir erleben aber keine normalen Dinge.“

Sechs Jahre war Stromae praktisch abgetaucht. Um das Verschwinden des belgischen Musikers ranken sich viele Gerüchte. Die offizielle Version: wegen der Einnahme eines Malaria-Medikamentes während einer Konzerttour 2015 durch Afrika litt er plötzlich unter Angstzuständen. Es war damals das jähe Ende der Tournee mit dem bereits legendären Album „Racine Carrée“, das über drei Millionen Mal verkauft wurde. Der musikalische Marathon führte ihn im Jahr 2015 quer durch Europa, Nordamerika, Brasilen und Afrika. Damals spielte er an 209 Abenden vor über 1,6 Millionen Menschen, bevor er am Ende seiner Kräfte in Ruanda die Tour abbrechen musste. Das ostafrikanische Land ist auch die Heimat seines Vaters, der die Familie einst verlassen hatte, von Belgien nach Afrika zurückkehrte und im Jahr 1994 während des Völkermordes in Ruanda getötet wurde. Um dieses Trauma zu verarbeiten hatte Stromae den Welterfolg Papaoutai (Papa, wo bist Du) geschrieben. Der Sänger hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass die Tournee für ihn die Hölle und er physisch und psychisch am Ende gewesen sei.

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Die Rückkehr ist auch eine Standortbestimmung

Die Erwartungen an Stromae, der mit bürgerlichem Namen Paul Van Haver heißt, sind allerdings von allen Seiten sehr hoch geschraubt. Für das neue Album seinem dem Künstler eine Million Euro Minimum für die Veröffentlichung garantiert.

Für Stromae ist die Rückkehr auf die Bühne auch eine Art Standortbestimmung. Viele seiner jungen Fans, vor allem beim Festival Les Ardentes in Lüttich, werden ihr Idol zum ersten Mal überhaupt mit eigenen Augen sehen.

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Mit seinen 36 Jahren zählt Stromae zu den Veteranen einer inzwischen sehr populären belgischen urbanen Musikszene, deren Pate der Sänger mit seinen Welterfolgen einst war. Allerdings hat sich in den Jahren seines Verschwindens auch die Musik, eine Mischung aus Rap, Elektro und afrikanischen Klängen, rasant weiterentwickelt. Er habe „nie wirklich aufgehört Musik zu machen“, sagte Stromae, in einem seiner wenigen Interviews. Und das klingt wie ein Beschwörung, die alle Kritiker angesichts seines Comebacks zum Schweigen bringen soll.