Corona-Update: Mehr Infektionen in Frankreich – Bretagne im Fokus

In Frankreich wächst die Sorge vor einer zweiten Corona-Welle. Der Grund: die tägliche Zahl der Neuinfektionen steigt wieder deutlich an – auf mehr als 1130 pro Tag. Der R-Wert beträgt nun 1,3, was bedeutet, dass jeder Infizierte durchschnittlich 1,3 weitere Personen ansteckt.

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In der Betagne müssen wegen der steigenden Zahlen auf vielen Märkten und auch oft in den Fußgängerzonen Masken getragen werden.

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Kostenlose Corona-Tests in Frankreich

Die Regierung reagiert nun auf die steigende Zahl an Corona-Infektionen und will kostenlose Tests bereitstellen. Diese sollen zudem rezeptfrei erhältlich sein, wie die Regierung mitteilte. „Wir würden dies nicht als eine zweite Welle bezeichnen, aber es ist klar, dass wir seit einigen Tagen einen spürbaren Anstieg der Zahl der bestätigten Fälle beobachten“, sagte Gesundheitsminister Olivier Veran der Zeitung „Le Parisien“ (Sonntagsausgabe).

Frankreich hat bislang offiziell 30.192 Todesfälle verzeichnet, die dem Coronavirus zugeschrieben werden. Insgesamt wurden 180.528 Infektionen festgestellt.

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Viele junge Menschen mit Corona infiziert

Der Gesundheitsminister zeigt sich auch sehr besorgt, dass sich zuletzt sehr viele junge Menschen mit dem Virus anstecken – und keiner kann sich wirklich erklären weshalb. Zudem würden die jungen Patienten, die vor allem in der Großregion Paris lebten, sehr oft atypische Symptome zeigen. Im Interview mit „Le Parisien“ sagt er wörtlich:

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„Lors des campagnes de dépistage massif, on remarque que les patients sont jeunes, plus jeunes que lors de la précédente vague. Le taux d’asymptomatiques est, lui, extrêmement élevé. C’est le cas particulièrement en Île-de-France où l’on voit arriver des jeunes qui ont été infectés sans qu’on sache comment.”

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Corona-Tests an Flughäfen in Frankreich

Um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, hat sich die Regierung auch dazu entschlossen, Flughäfen verpflichtende Coronavirus-Tests einzuführen. Getestet werden allerdings nicht alle Reisende, betroffen sind nur Rückkehrer aus insgesamt 16 Risikoländern. Darunter sind neben den USA unter anderem auch Brasilien, die Türkei, Algerien und Israel. Besucher aus Deutschland können weiter ohne Probleme einreisen.

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Große Sorge wegen Infektionen in Spanien

Eine weitere Sorge gilt in Paris der Entwicklung in Spanien – ein beliebtes Urlaubsziel für viele Franzosen. Dort scheint sich das Virus wieder stark zu verbreiten. Im Kampf gegen die Corona-Pandemie hat Katalonien inzwischen eine Schließung von Diskotheken für 15 Tage angeordnet. Die Region im Nordosten Spaniens wies zudem Bars im Großraum Barcelona und um Lleida an, um Mitternacht zu schließen. Diese Regionen haben sich zu Epizentren der Pandemie entwickelt. Behörden warnen, dass dem Land ein zweiter großer Corona-Ausbruch bevorstehen könnte.

Frankreichs Regierungschef Jean Castex riet seinen Landleuten, nicht in die spanische Region Katalonien zu reisen, „solange sich die gesundheitliche Situation dort nicht verbessert“. Mit der Regierung in Madrid werde besprochen, wie man den Grenzverkehr nach Frankreich soweit wie möglich herunterfahren könne. Spanien hatte erklärt, trotz der steigenden Zahlen eine erneute Schließung der Grenze zu Frankreich vermeiden zu wollen.

Die Bretagne reagiert auf die steigende Zahl der Infektionen

Vor allem in der Bretagne spitzt sich die Lage in Sachen Corona immer weiter zu. Dort wurde in mehreren Gemeinden – und auch dem angrenzenden Département Mayenne  – wegen der steigenden Infektionszahlen bereits vor einigen Tagen eine allgemeine Maskenpflicht in allen geschlossenen öffentlichen Räumen verhängt.

Einigen Orten reichen die Verschärfungen aber nicht aus. In der Küstenstadt La Rochelle in Westfrankreich ist die Maske seit Mittwoch im Alten Hafen und im Stadtzentrum verpflichtend. Die Regel ziele darauf ab, ein Wiederaufflammen der Epidemie in Zeiten mit viel Touristen zu verhindern, hieß es. Auch in Concarneau und Saint-Brieuc in der Bretagne ist die Maske im Zentrum vorgeschrieben. In Saint-Brieuc gilt auch Maskenpflicht auf Spielplätzen, Parks oder am Hafen. Ausnahmen gelten für Sportler oder Menschen mit Behinderung.

Zusammenhang mit Familienfesten

Experten sehen einen Zusammenhang mit der wachsenden Zahl von Urlaubern in der Region und den vermehrten Gruppenaktivitäten. Gesundheitsminister Véran sagte, eine neue Infektionsquelle seien offenbar Familientreffen während des Sommerurlaubs.

Auch die der Bretagne benachbarte Region Pays de la Loire meldet höhere Infektionszahlen. Im Süden Frankreichs ist die Regionen Provence-Alpes-Côte d’Azur um Marseille und Nizza besonders betroffen. Eine angespannte Situation herrscht auch in der Region Paris. Dies sei wegen der Millionen Menschen, die dicht gedrängt in dem Ballungsraum leben allerdings nicht verwunderlich, erklärten Experten.

Appelle an die Bürger im Elsass

Zudem haben die Behörden in Ostfrankreich angesichts eines leichten Anstiegs der Corona-Infektionen zu mehr Wachsamkeit aufgerufen. Die Abstandsregeln müssten unbedingt eingehalten werden, sagte die Leiterin der regionalen Gesundheitsbehörde ARS von Grand Est, Marie-Ange Desailly-Chanson. Sie riet davon ab, sich zu umarmen oder Küsse auszutauschen. Die Ansteckungsherde hätten sich verändert, ergänzte die Präfektin der an Deutschland grenzenden Region, Josiane Chevalier. Derzeit seien neue Cluster vor allem im beruflichen Umfeld und nach Familienfeiern erkennbar.

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Strengere Regelungen in ganz Frankreich erlassen

Generell gilt im ganzen Land die Regel, dass in öffentlichen geschlossenen Räumen eine Schutzmaske getragen werden muss. Die neuen Regeln gelten unter anderem für Geschäfte, Banken, Markthallen, aber auch in Museen und Sehenswürdigkeiten. In Restaurants, Cafés oder Kinos gelten weiter spezielle Regeln. Dort muss die Maske am Platz nicht getragen werden – nur dann, wenn sich jemand durch den Raum bewegt. Bisher konnten Betreiber selbst entscheiden, ob Kunden und Besucher eine Maske tragen müssen. Bei Nichteinhaltung der Maskenpflicht droht ein Bußgeld von 135 Euro. In öffentlichen Verkehrsmitteln gilt in Frankreich landesweit bereits seit Mai eine Maskenpflicht. Auch viele Sehenswürdigkeiten wie der Eiffelturm oder der Louvre in Paris konnten nur mit Maske besucht werden.

Corona: Frankreich führt verpflichtende Tests an Flughäfen ein

Frankreich geht im Kampf gegen ein Wiederaufflammen der Corona-Pandemie einen Schritt voran. An Flughäfen werden nun verpflichtende Coronavirus-Tests eingeführt. Getestet werden allerdings nicht alle Reisende, betroffen sind nur Rückkehrer aus insgesamt 16 Risikoländern. Darunter sind neben den USA unter anderem auch Brasilien, die Türkei, Algerien und Israel.

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Tests für Besucher aus Risikogebieten

In bestimmten Ländern sei der Zugang zu Corona-Tests schwierig, sagte der neue Premierminister Jean Castex bei einem Besuch am Pariser Flughafen Charles de Gaulle zur Begründung des neuen Schrittes. Nach Angaben von Castex‘ Büro sind unter anderem auch Serbien, Südafrika, die Vereinigten Arabischen Emirate und Indien betroffen. Da die EU die Grenzen zu den meisten der Risikoländer bisher geschlossen hält, betrifft die Maßnahme dem Premier zufolge zunächst nur französische Staatsbürger oder Menschen aus Drittländern mit einer Aufenthaltserlaubnis in Frankreich. In Deutschland hatten sich die Gesundheitsminister von Bund und Ländern zuvor auf freiwillige Tests für Rückkehrer aus Risikogebieten an Flughäfen geeinigt.

Warnung für Katalonien ausgesprochen

Zugleich riet der Regierungschef den Franzosen davon ab, in die spanische Region Katalonien zu reisen, „solange sich die gesundheitliche Situation dort nicht verbessert“. Mit der Regierung in Madrid werde besprochen, wie man den Grenzverkehr nach Frankreich soweit wie möglich herunterfahren könne. Spanien hatte am Mittwoch erklärt, eine erneute Schließung der Grenze zu Frankreich vermeiden zu wollen. Unter anderem in der Hauptstadt Barcelona hatten die Behörden zuletzt wieder strenge Ausgangsbeschränkungen eingeführt.
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Sorge wegen Corona-Anstieg im Elsass

Zudem haben die Behörden in Ostfrankreich angesichts eines leichten Anstiegs der Corona-Infektionen zu mehr Wachsamkeit aufgerufen. Die Abstandsregeln müssten unbedingt eingehalten werden, sagte die Leiterin der regionalen Gesundheitsbehörde ARS von Grand Est, Marie-Ange Desailly-Chanson. Sie riet davon ab, sich zu umarmen oder Küsse auszutauschen. Die Ansteckungsherde hätten sich verändert, ergänzte die Präfektin der an Deutschland grenzenden Region, Josiane Chevalier. Derzeit seien neue Cluster vor allem im beruflichen Umfeld und nach Familienfeiern erkennbar.

 

 

Grand Est schwer getroffen von der Pandemie

In Grand Est seien seit Anfang Juli etwa 30 neue Ansteckungsherde festgestellt worden, erklärte Chevalier. Derzeit müsse deshalb aber nicht Alarm geschlagen werden. Das südelsässische Département Haut-Rhin sowie die Départements Moselle und Vosges stünden unter genauerer Beobachtung. Die Zahl der Neuinfektionen in Grand Est hatte sich demnach in der vergangenen Woche verdoppelt. In den Wochen zuvor habe es durchschnittlich 150 neue Fälle gegeben, in der vergangenen Woche seien es fast 300 gewesen.

Die Region war von der Coronavirus-Pandemie hart getroffen worden. Seit Beginn der Gesundheitskrise wurden dort fast 4000 Todesfälle registriert, in ganz Frankreich sind es bisher knapp mehr als 30 000. Vor dem Krankenhaus im südelsässischen Mülhausen musste zeitweise eine Militärklinik aufgebaut werden, um die Intensivstationen zu entlasten.
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Eine gewissen „Dynamik“ der Ausbreitung von Corona

Es gebe beunruhigende Zeichen, dass die Pandemie in einigen Gebieten wieder aufflammen könnte, sagte Gesundheitsminister Olivier Véran im Nachrichtensender „Franceinfo“. Es zeige sich eine gewisse „Dynamik“ bei der Ausbreitung. Von einer zweiten Welle sprach er jedoch nicht. In mehreren Gemeinden in der westfranzösischen Bretagne und im Département Mayenne war zuletzt wegen steigender Infektionszahlen bereits eine allgemeine Maskenpflicht in geschlossenen öffentlichen Räumen und Geschäften eingeführt worden. Landesweit gilt diese in Frankreich seit Montag. Zuvor galt sie unter anderem in öffentlichen Verkehrsmitteln.

Kinder sind die Verlierer der Krise

Die Verlierer der europäischen Schuldenkrise sind Kinder und Jugendliche. Sie sind zunehmend von Armut bedroht. Das zeigt eine Studie der Bertelsmann Stiftung. Den Link zu der Studie finden Sie hier

15.10.27-Bertelsmann Grafik zum Armutsrisiko von der Bertelsmann-Stiftung

Viele Kinder von Armut bedroht

Rund 26 Millionen Kinder und Jugendliche seien in der EU von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht, ist dort zu lesen. Das ist fast jeder Dritte (27,9 Prozent) aller unter 18-Jährigen. Geringe Zukunftsperspektiven haben der Studie zufolge auch die 5,4 Millionen jungen Menschen, die weder in Beschäftigung noch in Ausbildung sind.

Die Kluft bei der sozialen Gerechtigkeit verläuft in Europa laut Studie zwischen Nord und Süd sowie zwischen Jung und Alt. Der Anteil der von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Kinder sei im EU-Durchschnitt seit 2007 von 26,4 auf 27,9 Prozent gestiegen. Erhöht hat sich auch die Zahl der erwerbslosen EU-Bürger im Alter von 20 bis 24 Jahren. In der Altersgruppe ab 65 Jahren habe sich der von Armut bedrohte Anteil hingegen von 24,4 auf 17,8 Prozent verringert. Hauptgrund dafür sei, dass die Einkommen der jüngeren Bevölkerung wesentlich stärker geschrumpft seien als die Renten und Altersbezüge der älteren Menschen.

„Wir können uns eine verlorene Generation in Europa weder sozial noch ökonomisch leisten. Die EU-Staaten müssen besondere Anstrengungen unternehmen, um die Chancen junger Menschen nachhaltig zu verbessern.“

Aart De Geus, Vorsitzender des Vorstands der Bertelsmann Stiftung

Südliche Länder besonders gefährdet

In den südlichen Ländern Spanien, Griechenland, Italien und Portugal sei die Zahl der von Armut und sozialer Ausgrenzung bedrohten jungen Menschen seit 2007 von 6,4 Millionen auf 7,6 Millionen gestiegen. Sie lebten in Haushalten, die höchstens 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung hätten.

Deutschland steht relativ gut da

Deutschland rangiert mit Rang sieben im oberen Viertel. Positiv wirke sich die sehr gute Arbeitsmarktsituation aus, hieß es. Die Bundesrepublik habe im EU-Vergleich mit fast 74 Prozent inzwischen die zweithöchste Beschäftigungsquote hinter Schweden. Zugleich sei Deutschland das Land mit der niedrigsten Jugendarbeitslosigkeit (7,7 Prozent). Allerdings befinden sich rund 40 Prozent aller abhängig Beschäftigten in sogenannten atypischen Beschäftigungsformen und der Anteil der Menschen, die trotz Vollzeitjob von Armut bedroht sind, ist zwischen 2009 und 2013 von 5,1 auf 6,3 Prozent gestiegen.

Der EU-weite Trend einer wachsenden Kluft zwischen Jung und Alt bei Armut und sozialer Ausgrenzung ist in Deutschland im Vergleich weniger ausgeprägt. Doch auch hier ist etwa der Anteil der unter 18-Jährigen, die von schweren materiellen Entbehrungen betroffen sind, höher als bei den über 65-Jährigen (5 gegenüber 3,2 Prozent). Insgesamt hat sich Deutschland in Sachen Generationengerechtigkeit im Vergleich zur Vorjahresuntersuchung von Rang 10 auf Rang 15 verschlechtert.

In der Studie untersucht die Bertelsmann Stiftung jährlich die Entwicklung sozialer Gerechtigkeit in den 28 EU-Staaten. Für die soziale Gerechtigkeit werden unter anderem Armut, Bildung und Arbeitsmarkt sowie Generationengerechtigkeit untersucht.

Populisten auf Stimmenfang in Europa

Populismus ist im Kommen. Überall in Europa machen Parteien mobil den Zuzug von Migranten, warnen vor Überfremdung und Überforderung: Sie versuchen aus der Flüchtlingskrise Kapital zu schlagen – längst nicht nur vom rechten Rand.

Bei den Wahlen in der Schweiz hat die SVP mit rechtspopulistischen Slogans Stimmen gewonnen. Und auch im Nachbarland Österreich erstarkte bei den Landtagswahlen die rechte FPÖ, die in der Flüchtlingskrise mit ausländerkritischen Parolen auf Stimmenfang ging. Auch anderswo in Europa wollen Parteien die Flüchtlingskrise für sich nutzen. Eine Übersicht:

15.10.21-flagge-schweiz In der SCHWEIZ nutzte die nationalkonservative Schweizerische Volkspartei (SVP) die Flüchtlingskrise für ihren Wahlkampf – und sie haben damit gepunktet. Nach ihrem Triumph bei den eidgenössischen Parlamentswahlen verlangt die nationalkonservative Schweizerische Volkspartei (SVP) eine stärkere Beteiligung an der Regierungsmacht. Die großen Flüchtlingsströme gehen derzeit zwar an der Schweiz vorbei. Die Regierung geht für 2015 von rund 30 000 Asylsuchenden aus. Aber die Schweiz gehört gemessen an der Bevölkerungszahl mit Deutschland und Schweden zu jenen Ländern Europas, die bislang die meisten Flüchtlinge aufgenommen haben. Zudem ist der Ausländeranteil an der Bevölkerung mit 25 Prozent bereits vergleichsweise hoch.

15.10.21-flagge-polen In POLEN, wo am 25. Oktober Parlamentswahlen sind, ist die Aufnahme von Flüchtlingen ein großes Wahlkampfthema. Die nationalkonservative Oppositionspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS), die Umfragen zufolge stärkste Kraft werden könnte, warnt vor Integrationsproblemen. Sie sagt, das Land sei nicht ausreichend auf die Aufnahmen von Menschen aus anderen Kulturkreisen vorbereitet. Die Sorge vor Wählerverlusten dürfte auch bei der zögerlichen Haltung der liberalkonservativen Warschauer Regierung eine Rolle gespielt haben. Regierungschefin Ewa Kopacz, die auch Vorsitzende der Bürgerplattform (PO) ist, sprach sich gegen verbindliche Aufnahmequoten aus und betonte, reine Wirtschaftsmigranten dürften nicht nach Polen kommen. Dort sind bisher weniger als ein Prozent der Einwohner Ausländer – und bisher stammen die meisten von ihnen aus EU-Staaten.

15.10.21-flagge-frankreich Die rechtsextreme Front National (FN) in FRANKREICH unter ihrer Chefin Marine Le Pen versucht seit Wochen, das Thema für sich zu nutzen. „Raus aus Schengen“ und „Schließung der Grenzen“ sind als alte FN-Forderungen nun noch häufiger zu hören, mit harten Worten greift Le Pen die deutsche Flüchtlingspolitik an. Bei den Regionalwahlen im Dezember rechnet die Partei sich Chancen aus, in mindestens zwei Regionen erstmals das Ruder zu übernehmen. In nationalen Umfragen konnte die FN noch keinen deutlichen Schub aus dem Thema gewinnen, allerdings liegt sie ohnehin meist etwa gleichauf mit der konservativen Opposition und vor den regierenden Sozialisten.

15.10.21-flagge-italien In ITALIEN hat die rechtspopulistische Lega Nord zwar zuletzt leicht an Zustimmung verloren, ist aber grundsätzlich im Aufwind. Den Umfragen zufolge kommt die Partei um den polarisierenden Chef Matteo Salvini landesweit auf etwa 13,5 Prozent der Stimmen. Sie wäre drittstärkste Kraft hinter der Demokratischen Partei (PD) von Regierungschef Matteo Renzi und der Protestbewegung „5 Sterne“. Die ebenfalls konservative Forza Italia (FI) von Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat sie längst überholt. Die fremdenfeindliche Partei hetzt gegen Flüchtlinge und will die Boote am liebsten schon auf dem Mittelmeer abwimmeln – diesen Kurs unterstützen in der Krise immer mehr Italiener.

15.10.21-flagge-niederlande In den NIEDERLANDEN ist die Partei des Rechtspopulisten Geert Wilders durch die Flüchtlingsdebatte stark im Aufwind. Nach den neuesten Umfragen kommt seine „Partei für die Freiheit“ derzeit auf mehr als 30 Prozent der Stimmen – und wäre damit stärkste Kraft im Parlament. Bei der Wahl 2012 kam Wilders auf 10,1 Prozent. Die nächsten Wahlen sind allerdings erst für März 2017 geplant. Wilders macht mit einer scharfen Kampagne gegen die Aufnahme von Flüchtlingen von sich reden. Er rief Bürger zum Widerstand gegen Notunterkünfte auf und fordert die Schließung der Grenzen.

15.10.21-flagge-ungarn In UNGARN hat die regierende nationalkonservative Partei Fidesz von Ministerpräsident Viktor Orban von ihrer strengen Flüchtlingspolitik profitiert. In den Umfragen vergrößerte Fidesz den Abstand zu ihrem stärksten Rivalen, der rechtsradikalen Oppositionspartei Jobbik, um fünf Prozentpunkte. Da Jobbik nur zwei Prozentpunkte einbüßte, dürfte Fidesz laut Analysen auch aus dem Kreis der Unentschlossenen Anhänger hinzugewonnen haben. Jobbik ist nach Fidesz Ungarns zweitstärkste Partei. Die links-liberalen Parteien rangieren weit hinten – als stärkste von ihnen stand die sozialistische MSZP zuletzt bei 16 Prozent.

15.10.21-flagge-tschechien Alle großen Parlamentsparteien TSCHECHIENS von links bis rechts sind gegen die Aufnahme einer größeren Zahl von Flüchtlingen. Die Regierung in Prag schickte Hunderte Polizisten an die Grenze zu Österreich und kämpft gegen dauerhafte EU-Flüchtlingsquoten. Am rechten Rand verbündete sich die Splitterpartei „Morgenröte“ mit der Bewegung „Block gegen den Islam“. Auch Europaskeptiker um den früheren Präsidenten Vaclav Klaus versuchen, mit dem Thema zu punkten. In einem Jahr finden in Tschechien Kommunal- und Teilwahlen zum Senat statt.

15.10.21-flagge-griechenland In GRIECHENLAND wurde die rechtsextremistische Partei Goldene Morgenröte bei den jüngsten Parlamentswahlen am 20. September drittstärkste Kraft. Mit knapp sieben Prozent der Stimmen stellt sie 18 Abgeordnete im Parlament mit 300 Sitzen. Die Partei profitiert von der schlimmen Wirtschaftslage und der hohen Arbeitslosigkeit. Die Goldene Morgenröte setzt auch auf die Ängste der Menschen vor den steigenden Flüchtlingszahlen. Gegen die gesamte Parteiführung und dutzende Mitglieder läuft seit Monaten ein Prozess wegen Bildung einer kriminellen Organisation.

15.10.21-flagge-spanien In SPANIEN spielen rechte und ausländerfeindliche Parteien bei Wahlen keine Rolle. Das ist schon seit Jahrzehnten so, und daran hat sich bis heute nichts geändert. Das Flüchtlingsdrama ist für die spanischen Wähler kein wichtiges Thema, denn Spanien ist vom Zustrom von Flüchtlingen aus Syrien oder vom Balkan kaum betroffen.

15.10.21-flagge-österreich In ÖSTERREICH schwimmt die rechte FPÖ seit mindestens zwei Jahren auf einer Erfolgswelle. Schon vor der aktuellen Debatte um die Flüchtlinge sammelte die Partei von Heinz-Christian Strache Protestwähler ein. Anlass ist die große Unzufriedenheit der Bürger mit dem Stillstand im Land, den ausbleibenden Reformen, der stetig wachsenden Arbeitslosigkeit. Die rot-schwarze Bundesregierung, die eher einer Zwangsehe als einem Wunschpaar ähnelt, bekommt ganz schlechte Noten. Die Flüchtlingsfrage hat die Tendenzen erheblich verstärkt. SPÖ und ÖVP verlieren massiv, die ausländerkritische FPÖ eilt von Erfolg zu Erfolg wie jetzt bei der Landtagswahl in Wien. Landesweite Umfragen sehen die FPÖ aktuell bei 33 Prozent.