2016 – Schicksalsjahr für die EU

Die EU hat schon viele Krisen überstanden. Doch immer haben die Politiker eine Lösung für die Probleme gefunden. Das kommende Jahr aber scheint sich zum Schicksalsjahr Europas zu entwickeln.

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Es droht das britische Referendum

 

Noch steht es nicht fest, aber alles spricht dafür: in der zweiten Jahreshälfte werden sich die Briten in einem Referendum über den Verbleib des Landes in der EU entscheiden. Votieren die Briten gegen die Europäische Union, dann verliert die EU nicht nur den drittgrößten Mitgliedstaat. Ein Austritt, so fürchten viele, könnte auch einen Zerfallsprozess in der gesamten EU einleiten und die ohnehin starken nationalistischen Strömungen in vielen Staaten weiter anheizen. Sogar der notorisch optimistische Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, sagte, dass die EU am Rande des Zerfalls stehe.

Slowenien

Die Sprengkraft der Flüchtlingskrise

Auch der nicht enden wollenden Zustrom von Flüchtlingen ist eine der großen Herausforderungen für Europa. Gemeinsame Antworten hat die Gemeinschaft bislang nicht gegeben. Denn die Ankunft von geschätzten 1,8 Millionen Menschen in diesem Jahr hat viele EU-Länder in Probleme gestürzt und die Spannungen zwischen den Mitgliedstaaten erheblich erhöht. Kritik kommt vor allem aus den osteuropäischen Staaten, die vor allem den Deutschen vorwerfen, die Menschen geradezu aufgefordert zu haben, nach Europa zu kommen. Doch die „alte“ EU will sich diesen Ton nicht gefallen lassen. EU-Parlamentspräsident Martin Schuld und Österreichs Kanzler Werner Faymann (SPÖ) drohen Osteuropäern wegen mangelnder Solidarität offen mit Finanzsanktionen der EU. Geht der Zustrom 2016 nicht zurück, sondern kommen noch mehr Flüchtlinge und Migranten über die Türkei oder das Mittelmeer, wird die Auseinandersetzung über den Grenzschutz oder die Verteilung von Flüchtlingen in der EU an Schärfe zunehmen.

Rückkehr des Nationalismus

In den vergangenen Monaten wurde immer deutlicher, dass rechtsnationalistische Regierungen etwa in Ungarn oder nun auch in Polen am rechtsstaatlichen Grundgerüst der EU rütteln. Einmischung der EU an der kritisierten Einschränkung der Gewaltenteilung verbitten sich beide Regierungen jedenfalls – was 2016 eine offene Debatte über die Frage bringen wird, was eigentlich die gemeinsame Wertebasis mit Ländern wie Polen ist.

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Das ewige Thema: Wirtschaftskrise

Zu all diesen Themen hinzu kommen die anhaltenden Differenzen über den wirtschafts- und finanzpolitischen Kurs der EU und vor allem der Euro-Zone. Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi, der innenpolitisch unter Druck steht, kritisiert die vor allem von Deutschland eingeforderte Spar- und Reformpolitik. In Griechenland und Portugal warten linke Regierungen auf eine Lockerung der Sparvorgaben. Schon im Januar könnte die griechische Dauerkrise erneut eskalieren, wenn die Regierung von Alexis Tsipras ihre Rentenreform nicht durch das Parlament bringen sollte.

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Die Populisten im Aufwind

Generell verspüren in vielen EU-Staaten auch wegen der nur langsam sinkenden Arbeitslosenzahlen rechts- und linkspopulistische Parteien Aufwind, die allesamt nur eines verbindet – die Gegnerschaft zur EU-Integration. Abhilfe könnte hier wohl nur ein dauerhafter wirtschaftlicher Aufschwung bringen, für den es derzeit auch Hinweise gibt. In Spanien und Polen allerdings wurden Regierungen jüngst trotz guter Wachstumszahlen abgewählt. Gerade aus Sicht der beiden wichtigsten EU-Staaten wäre eine wirtschaftliche Erholung und ruhigere Debatten bitter nötig: Denn die Regierungen in Deutschland und Frankreich hatten 2016 eigentlich als ruhige Zwischenphase geplant, in der neue Integrationsschritte für die Wirtschafts- und Währungsunion in Angriff genommen werden können. Bereits Anfang Dezember hatte sich die große Koalition dazu in Berlin auf Vorschläge geeinigt, die nun nach Brüssel übermittelt wurden. Aber wie lange die enge Zusammenarbeit zwischen Frankreichs Präsident Francois Hollande und Merkel noch anhalten wird, ist unklar: In der Flüchtlingskrise gibt sich Paris auch aus Angst vor dem rechtsextremen Front National reserviert. In Berlin wiederum verfolgt man misstrauisch, dass die Sozialisten in Paris Jahr für Jahr die Defizitziele im Europäischen Stabilitätspakt verfehlen – und wohl auch weiter verfehlen werden.

Die Rolle Deutschlands

Unabhängig von allen anstehenden Problem wird sich wohl vor allem Merkel auf mehr Widerstand einstellen müssen. Das liegt auch an der gewachsenen Rolle und Bedeutung Deutschlands. 2015 spielte die Bundesregierung eine zentrale Rolle sowohl bei der Deeskalation in der Ukraine sowie in der Griechenland- und der Flüchtlingskrise. Die deutsche Außenpolitik ist so aktiv, dass Deutschland auf informeller Basis mittlerweile fast auf Augenhöhe mit den fünf ständigen Veto-Mächten des UN-Sicherheitsrates verhandelt – etwa bei Iran oder Syrien. Das macht nicht nur den Italiener Renzi neidisch, der nun über deutsche Dominanz mault. Bei fast allen wichtigen Themen müssen sich EU-Partner nun an der einflussreichen deutschen Position abarbeiten. Das vertieft die Kluft in der EU zumindest auf den ersten Blick. 2016 plant die Bundesregierung deshalb mehr gemeinsame Initiativen mit einem oder mehreren EU-Staaten – mit Italien etwa zur Befriedung des vom Bürgerkrieg zerrütteten nordafrikanischen Landes Libyen. Die ausdrückliche Einbindung Roms hierbei könnte dann auch das Verhältnis zu Renzi wieder etwas entspannen.

Die Macht der Ratingagenturen

Die US-Ratingagentur Standard & Poor’s hat die Kreditwürdigkeit Griechenlands um zwei Stufen auf CCC+ erhöht. Die weitere Entwicklung des Landes wurde mit „stabil“ eingestuft, nachdem das hochverschuldete Euroland sich kürzlich mit den internationalen Geldgebern grundsätzlich auf ein drittes Hilfsprogramm und eine Brückenfinanzierung geeinigt hatte. Laut der Agentur nimmt damit die Gefahr eines Ausscheidens Griechenlands aus der Eurozone ab, auch wenn das Risiko eines Grexit weiter als „hoch“ eingestuft wird.

Die Logos der Ratingagenturen "Fitch", "Standard & Poor's" und "Moody's", aufgenommen am Donnerstag (29.04.2010) an den jeweiligen Vertretungen der Unternehmen in Frankfurt am Main (Bildkombo). Ratingagenturen bewerten die Kreditwürdigkeit von Unternehmen, Banken und Staaten. Dabei fließen veröffentlichte Zahlen ebenso ein wie Brancheneinschätzungen oder eine Beurteilung des Managements. Foto: Fredrik von Erichsen dpa/lhe

Ein großes Geheimnis

Nun reden wir also wieder über Ratings – und überlassen die Bewertung über ein Land privatwirtschaftlichen Unternehmen, die aus ihrer Arbeit gerne noch immer ein großes Geheimnis machen. Ihre Macht ist allerdings unbestritten. Geschäfts- und Notenbanken, aber auch Investoren schauen sehr genau auf den merkwürdigen Buchstabencode, den Ratingagenturen vergeben. „Aaa“ bekommt ein finanziell stabiler Schuldner von höchster Qualität.  Das griechische CCC+ liegt noch tief im sogenannten Ramschniveau und bedeutet, dass die Bonität des Landes „erhebliche Risiken“ beinhaltet.

Die Macht des Ratings

Das Rating hat Auswirkungen: So zwingen gesetzliche Vorschriften Investmentfonds Staatsanleihen zu verkaufen, wenn die Bewertung auf Ramschniveau fällt. Dabei gibt es allerdings ein zentrales Problem: Obwohl es sich bei Ratingagenturen um gewinnorientierte Unternehmen handelt, kommt zu ihrer faktischen Bedeutung am Kapitalmarkt auch ein zwingende aufsichtsrechtliche Funktion, so die immer wieder geäußerte Kritik. Faktisch haben die Ratingagenturen ein enormes Gewicht.

Angeschlagener Ruf

Der Ruf der Agenturen hat vor allem während der Finanzkrise schwer gelitten. Als der amerikanische Immobilienmarkt 2008 zusammenbrach, hatten die Ratings nicht vor US-Hypothekenanleihen gewarnt. Damals sprachen auch Einzelne aus den Ratingagenturen hinter vorgehaltener Hand davon, dass sie die Warnsignale damals nicht erkannt hätten. Andere sprechen von einem totalen Versagen. Und noch ein Problem: das Rating wird vom bewerteten Unternehmen beziehungsweise Staat selbst bezahlt wird. Das schafft Abhängigkeiten.

Griechenland hochgestuft

Im Fall von Griechenland wurde das Rating hochgestuft, weil das Land am Montag 7,16 Milliarden Euro von der EU erhalten hat. Damit konnte Athen zwei seit dem 30. Juni und dem 13. Juli fällige Kredite von insgesamt zwei Milliarden Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) sowie 4,2 Milliarden Euro an die Europäische Zentralbank (EZB) zahlen. Laut S&P ist damit „der Zahlungsausfall des Landes bei seinen Schulden gegenüber den privaten Gläubigern in den kommenden sechs bis zwölf Monaten nicht mehr unvermeidbar“.

Standard & Poor’s hatte die Bonität des Landes Ende Juni von CCC auf CCC- herabgestuft, nachdem der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras überraschend ein Referendum über das Angebot der internationalen Geldgeber für weitere Hilfsleistungen angesetzt hatte. Dies entsprach einer Stufe vor dem kompletten Zahlungsausfall.

Merkel und die Vernichtung des Alexis Tsipras – Aus Sicht von Magyar Nemzet

Berlin arbeite an der Vernichtung des griechischen Regierungschefs Tsipras. Die konservative ungarische Tageszeitung „Magyar Nemzet“ geht in einem Kommentar mit der Rolle Deutschlands in der Griechenlandkrise sehr hart und auch polemisch ins Gericht. Die Rede ist von Radikalismus, Populismus und Pistolen. Das sagt viel aus – über das Verhältnis Ungarns zu Europa und auch zu Deutschland.

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„Tsipras hat sich verkalkuliert, und das nutzen jetzt jene aus, die – zwar ohne es auszusprechen, aber dennoch – vom ersten Augenblick an seine (Tsipras’) politische Vernichtung angestrebt haben. Allen voran Deutschland. In Berlin – wo Tsipras in den Medien ausschließlich mit Attributen des Populismus, Marxismus und Rechtsradikalismus bedacht wird – vertritt Angela Merkel in der Griechenlandfrage seit Jahren einen lupenreinen Populismus. (…)

Nun gibt es eine Vereinbarung, bei der es nur um die momentane Beruhigung der Märkte geht. Die Tsipras-Regierung kann Luft holen, bis sie sich entschließt, wann sie die Pistole an den eigenen Kopf drückt. Und wenn sich die Waffe entlädt, wird leiser, teilnahmsvoller Beifall aus Berlin dies begleiten. Danach kann die Sintflut kommen, mit oder ohne Grexit, Russland tritt auf den Plan, oder ein anders unerwartetes Drehbuch.“

Link zu Magyar Nemzet

Russische Hilfe für die griechischen Freunde

Wie weit wird Griechenlands Regierungschef Alexis Tsipras auf der Suche nach Geld gehen? Nach der Ablehnung der Gläubigerforderungen kann Griechenland vorerst nicht mit weiteren Finanzhilfen rechnen. Ohne Hilfe droht dem Land aber der Staatsbankrott.

15.04.08-tsipras Putin und Tsipras haben sich schon vor Monaten über mögliche Investitionen unterhalten – um Kredite sei es dabei aber nicht gegangen.

Tsipras telefoniert mit Putin

Einen Tag nach dem gewonnenen Referendum hat Tsipras aus diesem Grund erneut Kontakt mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin aufgenommen. Beide hätten das Ergebnis der Volksabstimmung vom Sonntag erörtert, bei dem mehr als 61 Prozent der griechischen Wähler die Sparauflagen der Gläubiger abgelehnt hatten, teilte der Kreml am Montag mit. Putin habe seine Unterstützung für das griechische Volk erklärt. Außerdem sei es um weitere Fragen der Entwicklung der Zusammenarbeit beider Länder gegangen. Potenzielle Finanzhilfen Russlands für Griechenland werden in der Erklärung des Kremls allerdings nicht erwähnt.

Große ideologische Nähe

Wahrscheinlich erscheint aber, dass sich das klamme Griechenland auch in Russland um Unterstützung bemühen wird – zumal die ideologische Nähe zwischen den beiden Regierungen sehr groß ist. Das hätte allerdings einen hohen Preis. Zwar hat die russische VTB-Bank schon erklärt, sie interessiere sich unter Umständen für den Kauf griechischer Häfen, Eisenbahnen oder Energieunternehmen. Russland werde aber wohl keine Kredite an Griechenland vergeben.

Tsipras war bereits Mitte Juni mit Putin zusammengetroffen. Dabei ging es nach russischen Angaben aber nicht um Kredite. Die Initiative zu dem aktuellen Telefonat ging dem Kreml zufolge von Tsipras aus. Beide Länder hatten vor kurzem ihre Zusammenarbeit bei der Verlängerung der geplanten Gaspipeline Turkish Stream durch das Schwarze Meer vereinbart.

Kommt der Schuldenschnitt?

Alexis Tsipras hat gesprochen: er fordert umgehend Verhandlungen über die Schuldenlast und strebt nach bisherigen Angaben einen Schuldenerlass von 30 Prozent an. Dieser würde dieses Mal direkt die europäischen Steuerzahler treffen. Hier ein kleiner Überblick:

IMG_5312 Ob das wirklich der richtige Ansprechpartner ist? Ein Demonstrant vor dem griechischen Parlament.

Wie haben sich die griechischen Schulden entwickelt?

Griechenlands Schulden liegen inzwischen bei über 300 Milliarden Euro. Noch im Jahr 2008 betrug die Staatsverschuldung nach Angaben der Ratingagentur Standard & Poor’s 109,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Für dieses Jahr rechnet S&P mit 177,7 Prozent der Wirtschaftsleistung. Grund für den Anstieg sind auch die massiven Hilfskredite der Euro-Partner.

Wie viel Geld haben die Euro-Staaten Griechenland bisher in der Krise geliehen?

183,8 Milliarden Euro. Die Euro-Partner gewährten in einem ersten Hilfspaket 2010 bilateral Kredite von 52,9 Milliarden Euro, Deutschland übernahm davon 15,2 Milliarden Euro. Im zweiten Hilfspaket von 2012 erfolgte die Hilfe über den Euro-Rettungsfonds EFSF, für den auch die Eurostaaten bürgen. Aus dem Fonds wurden bis zum Auslaufen des Hilfsprogramms Ende Juni 130,9 Milliarden Euro ausgezahlt. Deutschland muss für rund 38 Milliarden Euro haften.

Was umfasste der Schuldenschnitt von 2012?

Im März 2012 wurden Griechenland 53,5 Prozent der Schulden vor allem bei privaten Gläubigern wie Banken erlassen. Dies entsprach einer Verringerung um etwa 107 Milliarden Euro. Seitdem hat Athen Schulden vor allem gegenüber öffentlichen Geldgebern wie Staaten und internationalen Organisationen.

Wie sind die Euro-Länder Athen bei den Schulden bisher entgegengekommen?

Ende 2012 gestanden die Eurostaaten Athen auch deutlich bessere Kreditkonditionen zu. So wurden die Zinszahlungen auf das erste Paket deutlich gesenkt und dem Land beim zweiten Programm bis zum Jahr 2022 erlassen. Mit der Schuldenrückzahlung muss Athen beim ersten Programm zudem erst 2020 beginnen und beim zweiten Programm 2023. Gleichzeitig wurde die Laufzeit der Kredite um 15 auf durchschnittlich 30 Jahre angehoben. Letztlich hat Griechenland dadurch Milliarden gespart. Manche Experten sprechen deshalb von einem „verdeckten“ Schuldenschnitt.

Braucht Griechenland einen weiteren Schuldenschnitt?

Die Regierung des Linkspolitikers Tsipras fordert das schon seit ihrem Amtsantritt im Januar – stieß damit aber bei den Europartnern auf Ablehnung. Doch auch der Internationale Währungsfonds (IWF) zweifelt daran, dass Griechenland seine Schuldenlast tragen kann. Am Donnerstag erklärte der Fonds, ein Schuldenschnitt sei kaum zu vermeiden, wenn die Haushaltsziele wegen der verschlechterten Wirtschaftslage deutlich aufgeweicht werden müssten. Dann müssten die europäischen Geldgeber nach IWF-Einschätzung mehr als 53 Milliarden Euro abschreiben. Tsipras forderte am Freitag einen Schuldenerlass von 30 Prozent, das wären rund 55 Milliarden Euro.

Wie stark wäre Deutschland betroffen?

Die Bundesregierung ist in beiden Hilfspaketen mit jeweils rund 29 Prozent der Summe dabei. Nach dem IWF-Szenario und Tsipras’ Plänen müsste Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) zwischen 15 und 16 Milliarden abschreiben – seine schwarze Null im Haushalt wäre damit nicht mehr erreichbar, wenn er nicht an anderer Stelle spart.

Gäbe es Alternativen zu einem Schuldenschnitt?

Möglich wäre eine „weitere Verlängerung der Laufzeiten und Absenkung beziehungsweise Stundung der Zinsen“, wie der Volkswirt Nicolaus Heinen von der Deutschen Bank sagt. „Dies wäre politisch einfacher zu vermitteln.“ Auch der IWF schlägt vor, es zunächst mit einer weiteren Streckung der Rückzahlungsfristen zu versuchen: Nach diesem Vorschlag soll Griechenland 20 Jahre lang gar nichts zurückzahlen und dann über 40 Jahre tilgen. Deutschland und Co. bekämen ihr Geld damit erst im Jahr 2075 vollständig zurück.

Ein überraschend klarer Sieg für Tsipras

Die Griechen wollen keine weiteren Sparmaßnahmen. Keiner weiß, was das wirklich bedeuten wird. Einig sind sich allerdings alle: Lösen wird die Wahl die Probleme des Landes nicht.

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Überraschend deutlicher Sieg

Kaum jemand in Griechenland hatte damit gerechnet, dass die Bürger des von der Staatspleite bedrohten Landes der Sparpolitik mit einer derart klaren Mehrheit eine Absage erteilen würden und die Geldgeber damit vor den Kopf stoßen würden. Die Griechen ignorierten die Warnungen von EU-Politikern, die bei einem „Nein“ in der Volksabstimmung ein Ausscheiden Griechenlands aus der Euro-Zone prophezeit hatten. Vielmehr stärkten sie ihrem Regierungschef Alexis Tsipras mit einer überraschend klaren Mehrheit den Rücken.

Unmittelbar nach Bekanntgabe der ersten Schätzungen strömen Anhänger des regierenden Linksbündnisses Syriza in Athen zusammen und feiern den Ausgang des Referendums. Die kurzfristige Ansetzung des Referendums brachte Tsipras in anderen EU-Staaten viel Kritik ein. In Griechenland hatte er die etablierten Parteien der Konservativen und der Sozialisten und fast alle großen Medien des Landes gegen sich.

Tsipras gegen den Rest der EU

Tsipras schien allein gegen alle zu kämpfen. Aber er verstand es, sich den Wählern nicht als ein Quertreiber, sondern als ein Vorkämpfer eines neuen Europas zu präsentieren. „Ich bin sicher, dass wir für alle Völker Europas einen neuen Weg öffnen werden“, verkündet er auf einem Podest, das im Wahllokal aus Paletten für ihn errichtet worden war.

Ein Teil der Griechen kann den Optimismus des Ministerpräsidenten nicht nachvollziehen. Die Tsipras-Gegner befürchten, dass dessen Linie des „Ochi“ (Nein) zu den Forderungen der Gläubiger das Land aus der Euro-Zone hinausführen und in ein Wirtschaftschaos stürzen werde.

Gespaltenes Griechenland

In Griechenland löste das Referendum eine Spaltung der Bevölkerung in zwei politische Lager aus. Und bei der Abstimmung gerät für viele Griechen in Vergessenheit, dass das Referendum keinen Ausweg aus der dramatischen Krise des Landes weisen wird. In diesem Punkt waren sich – ausnahmsweise – auch die sonst so meinungsfreudigen Kommentatoren der TV-Sender einig. „Die Probleme des Landes werden dieselben bleiben, egal wie die Abstimmung ausgeht“, meinten sie unisono.

Kleine Presseschau zu Griechenland

Das Referendum in Griechenland – eine kleine Presseschau:

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Der Karikaturist der Los Angeles Times hat wohl seherische Fähigkeiten. Seine Zeichnung stammt aus dem Jahr 2012

„Bild“ (Berlin)
Als ich vor fünf Jahren das erste Mal für BILD nach Athen kam, gingen die Menschen gegen die sogenannten Rettungs-Pakete auf die Straße. Heute stehen die Bürger hier in Schlangen vor Banken und horten Lebensmittel – in Panik. Aus Griechenland ist ein Pulverfass geworden, das nach dem Referendum jederzeit explodieren kann. Ein gespaltenes Land! Schuld daran ist die verfehlte Rettungs-Politik, die zwar Politik, aber keine Rettung war. Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung konnte nie verstehen, warum sie für unfähige griechische Regierungen zahlen sollten. Die Reformen ankündigten und doch nicht umsetzten. Die die Reeder des Landes ungeschoren ließen. Und die vor allem daran interessiert waren, sich und seinesgleichen zu versorgen. Griechenland braucht endlich einen echten Neuanfang. Der Austritt aus der Währungsunion ist überfällig.

„Nürnberger Zeitung“

Das Nein, für das sich die Griechen im Referendum entschieden haben, bedeutet beileibe nicht, dass nun wieder Milch und Honig fließen. Im Gegenteil. Woher die Gelder nehmen, die das Sozialsystem am Leben erhalten und – mehr noch: der darniederliegenden Wirtschaft wieder Leben einhauchen sollen? Von Austeritätspolitik darf wohl jetzt nicht mehr offiziell die Rede sein, de facto wird sie es noch lange bleiben.

 „Die Welt“

„Der Frieden in Europa kann ohne den Euro nur schwer gewahrt werden. Die vergangenen Jahrzehnte bieten genug Beispiele dafür, was die Existenz der gemeinsamen Währung an Konflikten verhindert hat. Das Ziel muss sein, Euro-Europa so stabil zu machen, dass es für die Stabilität der Währung gleichgültig ist, ob Syriza Kopfstand macht.“

„Nürnberger Nachrichten“

Einen Ausweg weist das Ergebnis nicht. Die linke Syriza-Regierung unter Premier Tsipras muss nun nicht zurücktreten. Doch ob ihr Kalkül aufgeht, dass sie mehr Druck auf die Europartner ausüben und diese mit dem Referendum im Rücken „erpressen“ kann, wie einer ihrer Abgeordneten das ausdrückte? Das ist doch sehr fraglich. Schon die nächste Woche könnte fürchterlich bitter werden. Ohne die milliardenschweren Notkredite der Europäischen Zentralbank kann Griechenland im Prinzip ab sofort seine Beamten nicht mehr bezahlen.

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„Kölner Stadt-Anzeiger“

„Politisch bleibt der Euro ein kippeliges Gebilde. Ökonomisch gilt dies ohnehin. Vorgaben aus Brüssel, das hat die Debatte mit Athen gezeigt, werden im Süden als Euro-Kolonialismus empfunden. Aber eine Transferunion, also gegenseitige Hilfen nach Art des deutschen Länderfinanzausgleichs, sind im Norden – und Osten – der EU nicht zu vermitteln. Schon Bayern und Hessen wollen nicht für das Saarland oder Berlin zahlen. Warum dann für Athen oder Porto? Die Wahrheit aber ist: Dem Währungsraum krankt nicht nur an Produktivitätsdifferenzen, fehlenden soliden Finanzen und Reformen sondern auch an einem Härten ausgleichenden Transfersystem. Aber niemand mag für Athen einstehen. Jeder zahlt für sich allein. Solidarität kennt Grenzen.“

„Mitteldeutsche Zeitung“

Eine Vereinbarung mit den Geldgebern wird nun noch schwieriger, weil die Regierung von Alexis Tsipras mit dem Selbstbewusstsein, einen Sieg errungen zu haben, glaubt, noch entschiedener Auflagen für Hilfen zurückweisen zu können. Das ist ein Irrtum – nicht nur wegen geltender Verträge, sondern weil Griechenland Geld haben will, das von den Steuerzahlern der übrigen Mitgliedstaaten stammt. Als die Rettungsschirme über den Hellenen aufgespannt wurden, wollte man genau diese Situation vermeiden, die nun eingetreten ist: Geldspritzen ohne Gegenleistungen, das Alimentieren aus europäischen Fördertöpfen. Das wird nicht funktionieren. Dennoch muss etwas passieren. Der Euro-Raum wird nicht zusehen, wie ein Mitgliedsland und seine Menschen langsam aber sicher ins Aus rutschen. Denn aller Propaganda zum Trotz: Dies war keine Abstimmung über die Zugehörigkeit Athens zum Euro und zur EU. Wer auch immer das Gegenteil behauptet hat, wird eine Wende vollziehen müssen.

Griechen wählen „OXI“

Erste Ergebnisse in Griechenland – „Nein“ liegt ziemlich deutlich vorne

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Eine Mehrheit der Griechen hat in dem mit Spannung verfolgten Referendum ersten Auszählungen zufolge gegen die Fortsetzung der bisherigen Spar- und Reformpolitik gestimmt. Damit stärkten sie der Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras im Streit mit der Euro-Zone und dem Internationalen Währungsfonds den Rücken.

Nach dem Referendum über die Gläubiger-Vorschläge will die griechische Regierung schnellstmöglich eine neue Initiative zur Suche nach einer Lösung mit den Geldgeber-Institutionen starten. Noch am Abend würden „die Initiativen intensiviert, um eine Einigung zu erreichen“, erklärte die links-geführte Regierung am Sonntagabend in Athen.

Aktualisierung 19.49 Uhr:

Bei dem Referendum über die Gläubigervorschläge in Griechenland liegt ersten Teilergebnissen zufolge das Nein-Lager mit gut 60 Prozent der Stimmen vorn. Entsprechende Zahlen veröffentlichte das Innenministerium am Sonntagabend nach Auszählung von rund 20 Prozent der abgegebenen Stimmen. Die Griechen sollten in dem Referendum entscheiden, ob sie die Sparvorschläge der Gläubiger akzeptieren oder nicht; die Regierung hatte für ein Nein geworben.

Aktualisierung 22.13 Uhr:

Nach dem Nein der Griechen zu den Sparvorgaben ihrer Gläubiger haben sich Kanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident François Hollande für einen EU-Sondergipfel am Dienstag ausgesprochen. Das teilte ein Regierungssprecher in Berlin am Sonntagabend nach einem Telefonat der beiden Politiker mit.

Presseschau zur Griechenland-Krise

Die Krise um Griecheneland hält Europa in Atem. Jedes Land hat einen anderen Blick auf die Situation. Hier eine kleine Auswahl an Kommentaren aus verschiedenen Zeitungen:

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Die belgische Tageszeitung „De Standaard“:

„Dass ein Mitglied der Eurozone zum Verstoß gegen seine Zahlungsverpflichtungen getrieben wurde, ist eine beschämende Niederlage für alle betroffenen Führer. Der Euro ist kein Marktinstrument, das nur dem Gesetz von Angebot und Nachfrage gehorcht. Er ist der konkrete Ausdruck des Willens von Hunderten Millionen Europäern, ihr Schicksal miteinander zu verbinden. Die Art und Weise, wie damit in den letzten Monaten gespielt wurde, berührt die Glaubwürdigkeit des gesamten europäischen Projekts. Mitgliedsstaaten haben damit gedroht, dass die Zukunft des Euro auf dem Spiel steht, in der Illusion, damit nationalen Interessen zu dienen. Das ist eine Schande, die man nicht mehr ungeschehen machen kann. Egal ob es am Sonntag nun ein Referendum gibt und wie die Griechen sich dann entscheiden: Mit diesem unglaublichen Fehler muss Europa weiter leben.„

Die liberale slowakische Tageszeitung „Sme“:

„Der griechische Antrag auf neues Geld aus dem Euro-Stabilitätsmechanismus käme selbst dann zu spät, wenn er wenigstens hoffnungsvoll wäre. Aber die selben Finanzminister, deren Vorschläge die griechische Regierung am Samstag ablehnte, können nicht drei Tage später einem neuen Rettungspaket zustimmen. Die Griechen wollten ihre Vorschläge nicht annehmen. Also können die Minister schon deshalb keine neuen Milliardenkredite zulassen, weil sie damit ihre eigene Glaubwürdigkeit verlieren würden.“

 Die bulgarische Zeitung „Standart“:

„Was mit Griechenland geschehen wird, ist die komplizierteste Frage in diesem Augenblick, weil es (Athen) nicht ganz klar zeigt, was es genau tun möchte. Einerseits will Griechenland in der Eurozone bleiben, aber andererseits will es die dafür notwendigen Auflagen und Reformen nicht umsetzen. Einerseits möchte es ein Abkommen mit den Gläubigern, andererseits aber ein Referendum, um dieses Abkommen abzulehnen. Dies sind total chaotische und entgegengesetzte Handlungen. (.) Das Wichtigste ist allerdings, was die griechischen Wähler beim Referendum am Wochenende sagen werden. Sollte es eine große Mehrheit für den Verbleib in der Eurozone geben, dann würde es viel leichter für Griechenland sein, Reformen umzusetzen und nach vorne zu gehen. Bei einer großen Mehrheit gegen die Eurozone wird es Griechenland leichter fallen, sie bei allen Risiken und Problemen zu verlassen.“

 Die tschechische, liberale Wirtschaftszeitung „Hospodarske noviny“:

„Das griechische Problem würde unter anderen Umständen nicht mit Kapitalverkehrsbeschränkungen gelöst, sondern beispielsweise mit einer bewaffneten Intervention und der Errichtung einer Besatzungsmacht, bis alle Forderungen einschließlich Zinsen bezahlt sind. Die europäische Integration verhindert eine solche Machtlösung. Deshalb hat Bundeskanzlerin Angela Merkel Recht, wenn sie sagt, dass das europäische Projekt ohne die Fähigkeit zum Kompromiss sein Fundament verlieren würde. Rein technisch lässt sich ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone realisieren, die schwersten Folgen wären aber politischer Natur. Denn wenn die Deutschen ihren Glauben an das europäische Projekt nicht verlieren sollen, was bisher noch als Selbstverständlichkeit galt, dann müssen auch alle anderen daran glauben. Es genügt, sich vorzustellen, was geschehen würde, wenn die Deutschen ähnliche Forderungen in ähnlicher Form wie die Griechen an Europa stellen würden.“

Neuer Nationalismus in der EU

Der Sieg des national-konservativen Andrzej Duda in Polen ist eine Warnung: das europäische Projekt gerät weiter in die Defensive.  Der  Überblick  über einige Länder zeigt, dass die EU-Kritiker ihre politische Heimat  im linken wie im rechten Spektrum finden. Was sie eint, ist die Ablehnung von mehr europäischer Integration.

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Aber sind sie mehr als ein Ventil für Bürgerprotest, der sich gegen die EU, „Spardiktate“ und Einwanderung richtet? Die Frage stellt sich, weil die Populisten mit Ausnahme des Linksbündnisses Syriza in Griechenland nur aus der Opposition heraus agieren können. Eine aktuelle Studie der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung kommt zu dem Schluss, dass die Parolen rechtspopulistischer Parteien inzwischen auch auf die Linie der Regierungen wichtiger Länder innerhalb und außerhalb der Euro-Zone abgefärbt haben. Es sei erkennbar, dass sich „Ton und Inhalte in der Einwanderungs- und Grenzkontrollpolitik“ in Großbritannien, Frankreich und Dänemark „verschärft haben“, heißt es in der Studie. „Ohne den anhaltenden Druck von rechts wäre dies so nicht passiert“, lautet das Fazit des Ländervergleichs.

Hier ein kleiner Überblick:

Spanien

Die spanische Partei Podemos hat ihren Aufstieg der Krise zu verdanken. Die hohe Arbeitslosigkeit und das Anwachsen der sozialen Ungleichheit in Spanien werden zwar  den Eliten des eigenen Landes angelastet, doch mischt sich dieser Unmut mit  grundsätzlicher Kritik an der  EU. Im Fokus steht vor allem Deutschland, das den Spaniern als der arrogante Gutsherr erscheint, der ihnen  immer weitere Lasten auferlegt. Gleichzeitig fordert Podemos eine wesentlich größere Bürgerbeteiligung bei gesamteuropäischen Angelegenheiten und mehr Selbstbestimmung für die europäischen Völker – etwa mit Blick auf die separatistischen Bestrebungen in Katalonien.

Griechenland

Der wortgewaltige Populismus der griechischen Politiker Alexis Tsipras und Gianis Varoufakis droht zum Modell des Widerstands gegen die deutsche Dominanz in der EU zu werden. Syriza weist die Verantwortung für Fehlentwicklungen im Land vor allem der Euro-Rettungspolitik zu und schürt so die Ressentiments gegen Europa. Die Attacken gegen Brüssel sind zwar massiv, doch hält sich Syriza mit der Forderung nach einem Euro-Austritt zurück, da sich die meisten Griechen  noch immer für den Verbleib im Währungsraum aussprechen.

Frankreich

Die Position des Front National ist klar: die rechtspopulistische Partei will den Austritt Frankreichs aus dem Euro und der EU – obwohl  die überwältigende Mehrheit der Franzosen  den Verbleib in der Gemeinschaftswährung will. Die 1972 gegründete Partei findet nach einer Neuausrichtung 2011 unter der Parteivorsitzenden Marine Le Pen  zunehmend Zuspruch. Rhetorik und Verhalten wurden gemäßigt, das Themenspektrum erweitert. Neben Einwanderung kritisiert der FN auch Globalisierungstendenzen und die EU. Bei den Regionalwahlen im März erhielt er hohe Zustimmung,  konnte die Wahl jedoch nicht für sich entscheiden. Ausdrückliches Ziel Marine Le Pens ist es, die kommenden Präsidentschaftswahlen im Jahr 2017 zu gewinnen.

Großbritannien

„Raus aus der EU“, das ist das Motto der Ukip in Großbritannien. Damit stößt sie bei den Menschen auf große Resonanz: immerhin 40 Prozent der Briten vertreten die Meinung, ihr Land sei ohne EU besser gerüstet. Demgegenüber stimmen 57 Prozent für den Verbleib in der Union. Die Parolen der Ukip finden sich inzwischen auch in der Regierungspolitik wieder. Die Tories fahren in der Gesetzgebung und in der Rhetorik eine härtere Linie gegenüber Brüssel als  zum Antritt der Regierung David Camerons.

Finnland
Die 1995 gegründete Partei Die Finnen gehören dem rechten Spektrum an. In der Eurokrise konnten sie sich mit EU-skeptischen Positionierungen profilieren. Sie fordern laut Bankstudie die Verteidigung der nationalen Identität und eine stärkere Verantwortung der Nationalstaaten in Europa. Jede Form der Umverteilung in Europa wird kritisiert. Dabei sind Die Finnen jedoch vorsichtig, denn das Gros der Bevölkerung plädiert für den Euro. Auf nationaler Ebene soll ein progressiveres Steuersystem mehr Umverteilung bringen.

Italien
Die Experten der Deutschen Bank machen in Italien gleich mehrere populistische Kräfte aus: die Bewegung Movimento 5 Stelle (M5S), Lega Nord und Forza Italia. Die M5S ist weder klar im linken noch im rechten Spektrum zu verorten – im Mittelpunkt der Kritik stehen die Privilegien für Politiker. Als zweistärkste Einzelpartei kommt die Bewegung auf 109 von 630 Sitzen im Parlament. Vorsitzender Beppe Grillo fordert Referenden über den Austritt aus dem Euro und der EU.

Die im rechten Spektrum verortete und EU-kritische Lega Nord tritt seit der Gründung 1989 für die Föderalisierung Italiens und die Autonomie des Nordens ein. Sie ist mit 19 Sitzen im Parlament vertreten. Die Forza Italia kommt derzeit auf 70 Sitze und ist damit viertstärkste Einzelpartei: Parteichef Silvio Berlusconi fordert im Einklang mit den anderen beiden populistischen Kräften den Austritt Italiens aus der Eurozone.

Deutschland
Die Alternative für Deutschland AfD ist relativ jung und konnte sich in den vergangenen zwei Jahren vor allem mit scharfer Kritik am Eurorettungskurs, aber auch mit Positionen zur Einwanderungspolitik profilieren. Die Partei befürwortet die Auflösung des Euroraums und will nationale Währungen beziehungsweise kleinere Währungsverbünde einführen. Die Mehrheit der Deutschen – fast drei von vier – spricht sich allerdings für die Eurozone aus.