Vendée Globe: Boris Herrmann liebäugelt mit dem Sieg

Kommt es nach 45.000 Kilometer zu einem „Wimpernschlagfinale“? Bei der Vendée Globe liegen die ersten sechs Boote dicht beisammen. Auf der rund 10.000 Kilometer langen Zielgerade in den Heimathafen Les Sables-d’Olonne trennt die Segler nur rund 100 Seemeilen.

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Chancen auf den Sieg

Überaus gut im Rennen liegt der deutsche Boris Herrmann. Er ist am 68. Tag der Regatta um die Welt auf Platz fünf vorgerückt – und macht sich inzwischen sogar Hoffnungen auf den Sieg. „Chancen auf den Sieg bestehen definitiv“, sagte Herrmann, der mit seinem Boot „Seaexplorer – Yacht Club de Monaco“ nur 88 Seemeilen hinter dem Führenden Charlie Dalin („Apivia“) liegt.

Allerdings wird der Kurs über den Äquator noch einmal alles von den Skippern und auch den Booten abverlangen. In einem Video erklärte Herrmann, dass die Segler endlich die lange erhofften Bedingungen hätten: ein ziemlich konstanter Wind und nicht allzu hohe Wellen. Zeit zum Ausruhen gibt es allerdings dennoch nicht. „Die Alarme springen momentan an Bord häufig an. Meine Nerven sind deshalb angespannt wie fast noch nie. Es gehen harte Schläge durch Schiff und Körper“, erklärte er.

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Boris Herrmann hat das beste Boot

Auf dieser letzten Etappe kann noch sehr vieles passieren, aber Boris Herrmann weiß, dass er sich auf sein Boot verlassen kann – und von den Bestplatzierten hat er das beste Schiff. Der Grund: Die führenden Charlie Dalin und Thomas Ruyant („LinkedOut“) müssen beide mit gebrochenen Backbord-Foils zurechtkommen.

Der drittplatzierte Yannick Bestaven („Maître Coq IV“) und Louis Burton („Bureau Valllée 2“) haben kleinere Foils und der als Vierter weiter imposant agierende Paralympics-Sieger Damien Seguin („Groupe Apicil“) hat gar keine Foils. Über die größten, besten und intakten Foils verfügt Herrmann.

Foils sind eine Art Tragfläche an der Seite der Yacht, die den Rumpf des Schiffes bei guten Bedinungen fast vollständig aus dem Wasser heben können – und somit höhere Geschwindigkeiten erlauben.

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Freude auf ein richtiges Bett

Nach über zwei Monaten allein auf hoher See, machen sich bei allen Teilnehmern große Ermüdungserscheinungen bemerkbar. „Ich freue mich aufs Ankommen, darauf Menschen und meine Familie zu sehen und endlich mal wieder in einem richtigen Bett zu schlafen,“ erklärte Boris Herrmann. Wenn alle gut läuft, werden die ersten Boote zwischen dem 27. und 30. Januar im Start- und Zielhafen Les Sables-d’Olonne erwartet.

Vendée Globe: Isabelle Joschke gibt auf

Große Enttäuschung für Isabelle Joschke. Die Deutsch-Französin musste am 62. Tag des Segelrennens Vendee Globe wegen eines Schadens an ihrer Rennyacht aufgeben. Schon während der Umrundung von Kap Hoorn signalisierte sie, dass sie technische Schwierigkeiten mit ihrem Boot „MACSF“ habe.  

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Ein Schaden am Kiel beendet das Rennen

Die 43 Jahre alte gebürtige Münchnerin lag als beste Frau auf Rang elf, als sie bei schwierigen Bedingungen etwa 1100 Meilen östlich der argentinischen Küste die bittere Entscheidung treffen musste. Ein Schaden am Kiel bedeutete schließlich das Ende des Wettbewerbs. Es war eine Vorrichtung ausgefallen, die den Kiel auch bei extremer Schräglage immer optimal durch das Wasser führt.

„Das ist viel schlimmer, als ein Segel zu verlieren oder gar beide Foils zu brechen. Der Verlust an Potenzial ist kolossal“, sagte die 43-Jährige und nannte sich selbst „untröstlich“. Schon zuvor hatten sich Joschkes Probleme bei der Regatta um die Welt vermehrt. Erst streikte ihr Autopilot, dann riss der Gennaker, ein Vorsegel.

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Eine schwere Entscheidung nach vielen Problemen

Zuerst versuchte sie noch, im Rennen zu bleiben, entschied sich nun aber für die Aufgabe. „Sie hat die Geschwindigkeit komplett reduziert, um die Auswirkungen der Wellen zu minimieren und um sicherzustellen, dass kein Wasser ins Boot gelangt“, sagte MACSF-Teammanager Alain Gautier. Es gelte zunächst, ein nahes Tiefdruckgebiet zu vermeiden und dann Isabelle Joschkes weitere Optionen zu prüfen.

In der Rangliste auf der offiziellen Homepage der Vendée Globe wird sie nun als „retired“ geführt. Dieses Schicksal teilt sie mit sechs weitere Startern des Rennens. 33 Segler hatten Anfang Novembe in Les Sables-d’Olonne den Wettbewerb nonstop rund um die Welt in Angriff genommen.

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Boris Herrmann weiter gut im Rennen

Gut im Rennen liegt weiter der Hamburger Boris Herrmann. Er hat noch knapp 5000 Seemeilen vor sich und belegt aktuell Rang acht. Auch an der „Seaexplorer“ zerren allerdings die Naturgewalten. Herrmann musste mehrere Reparaturen durchführen. Ein Kabelbruch sorgte für einen Ausfall seines Generators, zudem erschwerte ein Riss im Großsegel die ohnehin fordernde Passage am Kap Hoorn. „Das war wie ein neuer Schlag ins Gesicht. Ich werde den Kampf niemals aufgeben, aber ich habe meine Position verloren, und das tut weh. Es tut sehr weh“, sagte Herrmann.

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Endspurt bei der Vendée Globe – Positionskämpfe am Kap Hoorn

Die Vendée Globe biegt auf die Zielgerade gerade ein – eine Zielgerade, die mehrere Tausend Kilometer lang ist. Das Feld passiert Kap Hoorn an der Südspitze Südamerikas.

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Ein kurzer Gruß in die Heimat

Alle Segler sind erleichtert. Jeder Teilnehmer an der Vendée Globe schickte einen kurzen Gruß in die Heimat, als das Feld den Längengrad von Kap Hoorn passierte. Es ist das dritte und letzte wichtige Punkt während des Rennens. Die Deutsch-Französin Isabelle Joschke hält ein kleines, handgemaltes Schild in die Kamera. Darauf steht: Cap Horn. Allerdings machte sie keinen rundum zufriedenen Eindruck. Der Grund: die 43-Jährige hatte kurz zuvor einen größeren Schaden am Kiel ihres Bootes festgestellt, der die Manövrierfähigkeit ihres Bootes einschränkt.

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Probleme am Vorsegel bei Isabelle Joschke

„Das ist viel schlimmer, als ein Segel zu verlieren oder gar beide Foils zu brechen. Der Verlust an Potenzial ist kolossal“, sagte die gebürtige Münchnerin und nannte sich selbst „untröstlich“. Schon zuvor hatten sich Joschkes Probleme bei der Regatta um die Welt vermehrt. Erst streikte ihr Autopilot, dann riss der Gennaker, ein Vorsegel. Joschke ist kurz vor der Rundung des Kap Hoorn auf Rang elf zurückgefallen, will aber weiterkämpfen.

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Probleme auch bei Boris Herrmann

Auch der Hamburger Boris Herrmann kämpft mit einigen Problemen und ist auf Platz zehn zurückgefallen. Er sagte im ZDF: „Kap Hoorn ist der wichtige Punkt, wenn wir abbiegen nach Hause. Wenn der Bug das erste Mal wieder nach Norden zeigt.“ Allerdings sind noch immer knapp 30 Prozent der Strecke zu absolvieren, es kann also noch vieles passieren.

Der Hamburger passierte Kap Hoorn am frühen Dienstagmorgen um 3.27 Uhr deutscher Zeit nach 57 Tagen, 13 Stunden und 7 Minuten auf See. Sehen konnte der aktuell zehntplatzierte Skipper der „Seaexplorer – Yacht Club de Monaco“ Kap Hoorn aber entgegen seiner Hoffnungen aber nicht – er war schlicht zu weit entfernt.

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„Das tut weh! Es tut sehr, sehr weh!“

Allerdings hätte Boris Herrmann auch wenig Muße gehabt, das Land zu bestaunen. Denn er musste sich an Bord mit allerlei Reparaturarbeiten herumschlagen, zu sehr hat die lange Reise an Mensch und Maschine gezerrt. Kurz vor Kap Hoorn war ein sein Generator ausgefallen. Das nach fieberhafter Suche gefundene gebrochene Kabel konnte er schnell reparieren. Zusätzlich zwang ihn ein Riss im Großsegel, Kap Hoorn nur unter kleinem Vorsegel und mit entsprechend weniger Bootsgeschwindigkeit zu passieren. Dabei rutschte Herrmann auf Rang zehn zurück. „Das tut weh. Es tut sehr, sehr weh. Aber ich werde den Kampf niemals aufgeben“, sagte Herrmann.

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Die führende Vendée-Globe-Gruppe wird im finalen atlantischen Renndrittel vom Franzosen Yannick Bestaven („Maître Coq IV“) vor seinen Landsleuten Charlie Dalin („Apivia“) und Thomas Ruyant („LinkedOut“) angeführt. Herrmann startet seine Aufholjagd mit knapp 800 Seemeilen Rückstand auf den Spitzenreiter. Die schnellsten Boote werden Ende Januar im Start- und Zielhafen Le Sables-d’Olonne zurückerwartet.

Feuchte Augen und Sturmwarnung bei der Vendée Globe

Sturmwarnung für die Vendée Globe. Das Rennen gehört in diesem Jahr bereits zu den schwersten, doch rund um Kap Hoorn erwartet die Segler noch eine schwere Prüfung. Erwartet werden Windböen von bis zu 60 Knoten und Wellen mit einer Höhe von mehr als sieben Metern.

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Feuchte Augen an Weihnachten

An Weihnachten und über Silvester haben die Segler noch versucht, sich ihr „Heim“ etwas schön auszustaffieren. Leuchtende Girlanden und allerlei andere Dekoration war zu sehen. Nach einem Ritual, das sich seit dem ersten Start der Tour rund um die Welt im Jahr 1989 gehalten hat, wurde den Teilnehmern vor der Abreise eine kleine Überraschung mitgegeben. Die kann dann am 24. Dezember und in der Silvesternacht ausgepackt.

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Der Franzosen Charlie Dalin (Apivia), der im Moment als Zweiter in der Gesamtwertung geführt wird, packte ein kleines Buch, ein Sudoku-Spiel und einen Zauberwürfel aus. Was ihn dann aber fast zu Tränen rührte, war eine Zeichnung seines zweieinhalbjährigen Sohnes. Wie alle seine Konkurrenten telefonierte er über Satellit mit der Familie. „Ich hatte ein ziemlich freudiges und festliches Weihnachtsfest“, sagte Dalin zu „Le Figaro“. „Ich hatte einen Adventskalender mit vielen Bildern von Freunden und kleinen Geschenken. Außerdem waren die Bedingungen gut, mit leichtem Wind. Ich hatte keinen Moment der Depression am Boden meines Bootes. „

Ein besonderes Geschenk erhielt Damien Seguin (Groupe Apicil). „Verrücktes Zeug!“, twitterte er. Zwei Wale hätten ihn über mehrere Minuten ganz nah begleitet. Es sei eine „magische“ Erfahrung gewesen.   

Die Einsamkeit als große Herausforderung

Immer wieder zeigt es sich, dass die Einsamkeit eine der großen Herausforderungen während des Rennens ist, das ungefähr 80 Tage dauert. Das sei aber Teil des Spiels, sagt etwa Isabelle Joschke (MACSF). Vor dem Start am 8. November sagt sie, dass sie an der Vendée Globe nicht nur wegen des Wettbewerbs teilnehme. Sie wolle auch sehen, wie sie sich anpasse und auch auf die Angst reagieren.

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„Kein Zweifel, ich bringe den Charakter mit, die Vendée Globe zu bestreiten. Ich mag es nicht zu leiden, aber ich bin bereit es zu tun, wenn sich das Abenteuer so anfühlt. Ich bin ein Einzelgänger, Einsamkeit macht mir also keine Angst. “

Isabelle Joschke

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Ähnlich denkt  Jean Le Cam, den großen Meister des Segelns mit 61 Jahre der älteste Teilnehmer. Für ihn sei „Einsamkeit kein Thema“. Er sagt: „Im Rennen bist du im Rennen. Die Tage vergehen schnell.“

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Auf eine ganz neue Idee kam der Vendée-Neuling Boris Herrmann (Seaexplorer-Yacht Club de Monaco). Er gründete eine WhatsApp-Gruppe, über welche die Teilnehmer in Verbindung bleiben können. Am aktivsten sind Boris Herrmann selbst, Benjamin Dutreux (Omia-Water Family) und Damien Seguin. Überraschend ist, dass Jean Le Cam kein Telefon hat, das mit der beliebten Anwendung ausgestattet ist. Die anderen schicken sich in der Gruppe Fotos, wünschen einander viel Glück bei entsetzlichen Wetterbedingungen und alles Gute zum Geburtstag.

Eine nützliche Whats-App-Gruppe

Allerdings zeigte sich auch, dass die WhatsApp-Gruppe nicht nur ein Zeitvertreib ist. Nach einigen Wochen entwickelte es sich zu einem echten Unterstützungs- und Sicherheitsinstrument. „Als Kevin Escoffier mit seinem Schiff havarierte, schickten sich alle gegenseitig Informationen und die Rennleitung konnte leichter mit den Seeleuten in Kontakt treten, die an der Rettungsaktion teilnahmen“, sagte Fabrice Amedeo.

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Im Moment führt Yannick Bestaven das Rennen vor Charlie Dalin an. Beide segelten bei stärkerem Nordwind östlich des Tiefs, waren in den vergangenen 24 Stunden die schnellsten und konnten sich etwas vom Rest des Feldes absetzen.  Sie wollen nun den erwarteten Sturm nutzen, um mit dessen Unterstützung über den Atlantik zu navigieren und gemeinsam um den Sieg zu kämpfen.

Elf Konkurrenten sind immer noch in der Spitzengruppe, verteilt auf etwas mehr als 700 Seemeilen, aber die Verfolger des Spitzenduos sind deutlich zurückgeblieben. Das Tief bewegt sich jetzt nach Südosten zwischen den beiden Bootsgruppen. Für die Verfolger, darunter Thomas Rettant und Damien Seguin (Groupe Apicil), die sich westlich des Tiefdruckgebietes befinden und in einem Südwind segeln, der sich allmählich nach Südwesten und dann nach Westen verschieben sollte, sind die unmittelbaren Aussichten weniger gut.

Vendée Globe: Kleine Weihnachtsfeier auf hoher See

Spannendes Rennen bei der Vendée Globe – trotz Flaute. Inzwischen ist der Deutsche Boris Herrmann bei der Regatta um die Welt auf Platz drei vorgerückt. Ein starkes Rennen liefert auch Isabelle Joschke. Die Französin mit deutschen Wurzeln liegt als beste Frau auf Platz acht.

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Kein Rennen für Rekorde

Rekorde werden bei der Vendée Globe dieses Mal keine gebrochen. Aufgrund von ungewöhnlichen Wind- und Wetterverhältnisse sind die Boote bei der neunten Austragung des Wettbewerbs bislang rund eine Woche langsamer unterwegs als bei der vorigen Auflage 2016/2017.  Allerdings ist das Rennen spannend wie selten zuvor. Interessant ist: das liegt vor allem auch daran, dass das Feld gerade ein Gebiet passiert, in dem praktisch Flaute herrscht.

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Boris Herrmann scheint mit den Bedingungen sehr gut zurechtzukommen. Der Hamburger lieferte sich nahe des 55. Breitengrads Süd an der Eisgrenze ein Bug-an-Bug-Rennen mit dem Franzosen Jean Le Cam auf seinem Schiff „Yes We Cam!“. Er konnte seinen Konkurrenten in Schach halten und sogar einige Meilen enteilen. „Das ist unglaublich! Ich bin nach halbem Weg um die Welt Dritter auf dem Tracker. Das hätte ich mir nie erträumt“, sagte Herrmann. Der Segler hat es sich an Bord über die Feiertage weihnachtlich eingerichtet. Er hat eine Lichterkette aufgehängt und ein kleines Teelicht sorgt für etwas Wärme. Seine Frau hatte ihm vor dem Start am 8. November eine kleine Box gepackt, die er an Heiligabend auspackte.

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Isabelle Joschke gut im Rennen

Auch Isabelle Joschke auf ihrer Yacht MACSF hatte sich für die Feiertage etwas Besonderes einfallen lassen: es gab Muschelrisotto. Während eines kurzen Gesprächs über Funk erinnert sie sich an die Angst, die sie vor dem Rennen und vor allem vor der Passage durch das Südpolarmeer hatte. „Es hat mich erschaudern lassen, wenn ich nur daran dachte.“ Doch nun empfinde sie eine große Freude. Sie habe es geschafft, ihre Ängste in Zuversicht umzuwandeln und fühle sich der Herausforderung gewachsen. „Ich fühle mich nun wohl“, sagt Isabelle Joschke.

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Die Strapazen der ersten Wochen

Die ersten Wochen hatten ihr und dem Feld körperlich und psychisch alles abverlangt. Der Atlantik präsentierte sich rau und die Seglerin musste mehrere kleine Reparaturen an ihrem Schiff erledigen. Doch zeigte sich dabei die große Routine der 43-Jährigen, deren Vater Deutscher ist und deren Mutter aus Südfrankreich stammt. Sie ist seit 18 Jahren als Profiseglerin unterwegs. Ein so schweres Rennen wie die Vendée Globe zeige, wie die Menschen ganz tief in ihrem Innern wirklich sind, sagt Isabelle Joschke.

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Noch ein langer Weg ans Ziel

Die Segler haben allerdings noch einen langen Weg vor sich, bis sie Mitte Januar wieder im Zielhafen Les Sables-d’Olonne in Frankreich ankommen. Das Feld der verbliebenen 27 von 33 gestarteten Yachten wird vom Franzosen Charlie Dalin auf „Apivia“ angeführt, der seinen Landsmann Yannick Bestaven im ungewöhnlich leichtwindigen Stillen Ozean über Nacht auf Platz zwei verwies. In der führenden Gruppe bleibt es spannend, denn die Boote auf den Plätzen drei bis zehn trennten am 47. Tag auf See auf Kurs Kap Hoorn insgesamt nur 90 Seemeilen.

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Von 33 Startern sind sechs bereits ausgeschieden, der Franzose Kevin Escoffier funkte nach einer schweren Havarie SOS und musste aus den hohen Wellen im Südatlantik von seinem Kollegen Jean Le Cam gerettet werden, auch von einem Mastbruch und mehreren gerissenen Segeln wurde berichtet sowie von einer Kollision mit einem Wal. Die Regatta um die Welt ist und bleibt, trotz des technischen Fortschritts, eine Höchstschwierigkeit.

Vendée Globe: Die schwere Last der Einsamkeit

Raue See bei der Vendée Globe. Wie der deutsche Segler Boris Herrmann erzählt, ist sein Rennboot schwer zu segeln, da Wind und Wellen bisweilen ungünstig zusammenspielen.

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Ausfälle bei der Vendée Globe

Das Rennen macht seinem Namen als schwerste Regatta der Welt auch in diesem Jahr wieder alle Ehre. Nach knapp über einem Drittel der Wegstrecke mussten bereits sechs der 32 Starter aufgeben. Der bisher letzte Ausfall ist Fabrice Amedeo. Der französische Segler hatte Probleme mit seinem Computer, ohne den sein Schiff nicht zu steuern ist. Bereits zu Beginn des Rennens gab sein erster Rechner den Geist auf, den er dann durch ein Ersatzgerät austauschte. Nun also ist dieses Ersatzgerät auch kaputt – und das Rennen für ihn am Kap der guten Hoffnung beendet. Besonders spektakulär war der Untergang des Bootes von Kevin Escoffier. Der Franzose lag an dritter Position und musste in einer waghalsigen Aktion von seinem Landsmann Jean Le Cam gerettet werden.

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Mehr Glück hatte bisher der Deutsche Boris Herrmann. Ihm ist eine wichtige Reparatur an seinem Boot geglückt. Dem Hamburger war am Freitagabend kurz vor Mitternacht im Indischen Ozean eine gebrochene Großsegellatte und ein kleiner Riss im Großsegel aufgefallen. Am frühen Samstagmorgen behob der 39-Jährige den Schaden. Herrmann musste eine Ersatzlatte zuschneiden und den Riss im Segel mit einem Kleber flicken. Das Großsegel, dass er dafür herunternehmen musste, ist mittlerweile wieder aufgerichtet und Herrmann wieder auf Kurs.

Die Last der Einsamkeit

Auf seinem Twitter-Account hat er bereits mehrfach betont, wie anstrengend das Rennen sei. Er sei sehr müde und habe es sich die physischen und auch psychischen Strapazen nicht so schlimm vorgestellt. Aber nach der erfolgreichen Reparatur machte er einen erleichterten Eindruck und erklärte, dass es jetzt an der Zeit sei aufzuräumen und die verlorenen Meilen aufzuholen. „Ich bin körperlich extrem erschöpft, dafür geht es mir psychisch besser. Das Ziel ist nun, den Abstand zur Spitzengruppe weiter zu verringern“, sagte Herrmann in einer Video-Konferenz am Freitag.

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Was dem Segler allerdings zu schaffen macht, ist die Einsamkeit. Das habe ihm während der vergangenen zehn anstrengenden Tage besonders zu schaffen gemacht, verrät er. „Man fühlt sich schlapp, ausgelaugt, müde und eben auch einsam“ sagt er und man dürfe gar nicht daran denken, was noch an Arbeit und langer, langer Strecke auf ihn zukomme.

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Freude über den Vogel-Besuch

Dann gesteht Boris Herrmann, dass er sich unter diesen Bedingungen sogar über die Vögel freue, die ihn auf seiner Fahrt begleiten. „Albatrosse sind seit Tagen immer in der Nähe von Sea Explorer. Und dann gibt es noch diese kleinen schwarzen Vögel, die sich manchmal auf meinem Boot ausruhen und von denen ich keine Ahnung habe, zu welcher Gattung sie gehören“, sagt der Hamburger.  

Herrmann liegt als Achter bei der Regatta einmal um die Welt sechs Seemeilen vor der Deutsch-Französin Isabelle Joschke. Der Rückstand auf Spitzenreiter Charlie Dalin (Frankreich) beträgt knapp 310 Seemeilen. Die Vendee Globe über 40.075 Kilometer (21.638 Seemeilen) und verlangt Mensch und Boot alles ab.

Vendée Globe: Jean Le Cam ist wieder allein zuhause

Jean Le Cam ist wieder allein. Das ist bei dem Einhand-Rennen Vendée Globe eigentlich keine Nachricht. Allerdings hatte er sechs Tage lang seinen Kollegen Kevin Escoffier an Bord – dessen Schiff ist nämlich bei rauer See gesunken.

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Ein Sprung ins kalte Nass

Lange wurde nachgedacht, wie Kevin Escoffier nach seiner Havarie wieder an Land kommen könnte. Zuerst hatte Jean Le Cam Kurs auf Südafrika genommen, um ihn dort in einem Hafen abzusetzen, doch dann lief alles anders: die französische Marine bot sich an, den französischen Segler aufzunehmen. Wie die Organisatoren der Regatta rund um die Welt mitteilten, nahm ein Kriegsschiff Escoffier am Sonntagmorgen mit einer spektakulären Aktion im indischen Ozean – rund 360 Seemeilen nördlich der abgelegenen Crozet-Inseln – auf. Die Bilder der „Übergabe“ sind ziemlich beeindruckend. Da das Schlauchboot der Marine der Rennjacht von Jean Le Cam mitten auf dem Meer nicht zu nahe kommen sollte, blieb Escoffier nur der Sprung ins kalte Wasser.

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Zufrieden über die geglückte Rettung

Zufrieden meldete sich nach er Aktion Frederic Barbe, Kapitän des Schiffes Nivose, über Funk:

„Kevin ist in guter Verfassung und freut sich auf eine warme Dusche“. Sein Retter Le Cam meinte hatte wohl etwas Abschiedsschmerz. Er sagte: „Jetzt bin ich wieder allein.“ Der 60-jährige Le Cam liegt bei der Vendee auf Platz sechs, rund 396 Seemeilen hinter dem führenden Franzosen Charlie Dalin.

Escoffier, der bis dahin Drittplatzierte der Segelregatta, hatte etwa 550 Seemeilen von Kapstadt entfernt ein SOS-Signal gesendet und seinem Team einen Wassereinbruch an Bord gemeldet. Der 40-Jährige verließ bei fünf Meter hohen Wellen und zehn Grad Wassertemperatur die leckgeschlagene Yacht und begab sich in die Rettungsinsel. Le Cam befand sich zu jenem Zeitpunkt nur wenige Meilen entfernt und machte sich daran, seinen Konkurrenten zu bergen.

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Boris Herrmann gut im Rennen

Auch der Deutsche Boris Herrmann hatte sich auf den Weg zu Escoffier gemacht, musste dann aber nicht eingreifen. Er hatte sich im Laufe des Rennens nach vorne gearbeitet und liegt nun auf Platz sieben. Er zeigte sich beeindruckt von den Strapazen des Rennens. „Die Prioritäten verschieben sich eindeutig“, sagte Herrmann am Sonntagabend im NDR-Fernsehen, er hat rund ein Drittel der Regatta absolviert. „Ankommen ist für mich der große Wunsch und bedeutet so viel mehr auf einmal, wenn man am eigenen Leib erlebt, was dieses Rennen an Herausforderungen und Entbehrungen bedeutet und wie hart es wirklich ist. So habe ich es mir nicht immer vorgestellt.“

Boris Herrmann wird verfolgt von der Deutsch-Französin Isabelle Joschke. Die gebürtige Münchnerin wurde bei einer Zwischenwertung am Sonntagmorgen als beste von sechs teilnehmenden Frauen auf Platz zehn geführt. Der Rückstand der 43-Jährigen auf Spitzenreiter Charlie Dalin (Frankreich) bei ihrem Abenteuer über drei Monate und einmal um den Planeten betrug 606,5 Seemeilen. Damit lag Joschke 170 Seemeilen hinter Boris Herrmann (436,3).

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Der führende Dalin hat auf seiner aktuellen Fahrt durch den Indischen Ozean einen komfortablen Vorsprung vor zwei Landsleuten. Zweiter war Thomas Ruyant (209,7 Seemeilen zurück), Dritter Louis Burton (216,2). Die Vendee Globe über 40.075 Kilometer (21.638 Seemeilen) gilt als das härteste Segelrennen der Welt. Aktuell sind bereits fünf Ausfälle zu verzeichnen. Damit sind noch 28 Hochseeyachten im Wettbewerb, der am 8. November in Les Sables-d’Olonne an der französischen Atlantikküste gestartet war und dort im Januar auch enden wird.

NACHTRAG: Ein kleine Wal-Geschichte

Via Twitter meldete sich der französische Segler Didac Costa zu Wort. Er erzählt, dass er mitten auf dem Meer offenbar mit einem Wal zusammengestoßen ist. Wie der 39-Jährige berichtete, war sein Boot „One Planet One Ocean“ am Sonntag plötzlich abrupt aus einer Geschwindigkeit von zehn Knoten ausgebremst worden. Als sich der Skipper umschaute, entdeckte er den Wal einige Meter entfernt. Costa und seine Yacht blieben unbeschadet, ob sich das Tier verletzte, ist nicht bekannt.

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Im Tiefflug über die Weltmeere

Die Vendée Globe gilt als die härteste Segelregatta der Welt. Nonstop geht es einmal um den Erdball. Boris Herrmann ist der erste Deutsche, der an dem Rennen teilnehmen darf.

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Das Schiff von Jérémie Beyou wurde im Sturm beschädigt. Der Favorit muss die Regatta schon am zweiten Tag beenden. Er segelt zurück in den Starthafen.

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Zu Beginn ein Ausfall des Favoriten

War es ein schlafender Wal? Ein herrenloser Übersee-Container oder ein im Wasser treibender Baumstamm? Jérémie Beyou weiß es nicht. Die Kollision in der Sturmnacht auf dem Atlantik hatte für den Franzosen allerdings fatale Folgen. Das Ruder an seiner Rennjacht wurde schwer beschädigt und der Favorit muss die Vendée Globe wohl aufgeben, während ihm seine 32 Mitkonkurrenten bei der härtesten Regatta der Welt wahrscheinlich uneinholbar davonsegeln.

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Hier der offizielle Teaser zur Regatta – macht große Lust!

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Einmal rund um die Welt

Der Kurs geht einmal rund um den Erdball und es wird wahrscheinlich nur knapp über die Hälfte der Starter wieder am Ausgangspunkt im westfranzösischen Les Sables d’Olonne eintreffen – zu hart sind die Bedingungen für Mensch und Boot. Alle vier Jahre findet der legendäre Wettbewerb statt und wird wegen der günstigen Bedingungen im Südpazifik Anfang November gestartet. Gesegelt wird übrigens einhand, also alleine – wobei segeln nicht der treffende Begriff für diese Art der Fortbewegung ist. Die hochgezüchteten Boote vom Typ Imoca 60 fliegen eher über das Wasser.

Abheben aus dem Wasser

Möglich machen das kleine Tragflächen, die wie bei Flugzeugen an der Seite des Schiffes angebracht sind und bei günstigem Wind und schneller Fahrt die rund acht Tonnen schweren und 18 Meter langen Carbon-Boote fast völlig aus dem Wasser heben. Damit sind Spitzengeschwindigkeiten von über 60 km/h möglich. Brauchte der Sieger des ersten offiziellen Rennens im Jahr 1990 noch 109 Tage für die gefahrenreiche Strecke von fast 45.000 Kilometern, werden dieses Mal die ersten Boote in spätestens 75 Tagen in Les Sables d’Olonne zurückerwartet.

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Mit Seefahrer-Romantik hat die Vendée Globe nichts zu tun. Boris Herrmann erklärt, dass er die meiste Zeit des Rennens unter Deck sei. Er werde zwischen Schlafkoje, Navigationstisch und der elektrischen Seilwinde zum Einstellen der Segel pendeln. Das Steuern übernimmt der Autopilot, der das viel genauer mache als jeder Mensch, sagt der 39 Jahre alte Hamburger, erster Deutscher, der mit seiner Yacht „Seaexplorer“ an der Regatta teilnehmen darf.

Viele Technik im der superschnellen Jacht

Überspitzt formuliert hat Herrmann während des Rennens einen Bürojob, denn er sitzt vor dem Computer, überwacht die Wetter- und Windvorhersage, um den besten Kurs zu berechnen oder kontrolliert die Daten, die anhand von Sensoren den Druck in den Segeln und am Kiel anzeigen. Über mehrere Kameras hat er die raue See im Blick und Kollisionssysteme warnen ihn vor unerwarteten Hindernissen, ein spezieller Pieper soll schlafende Wale aufwecken. Das funktioniert allerdings nicht immer, wie das Missgeschick seines Konkurrenten Jérémie Beyou beweist.

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Wer die Regatta live am Tracker verfolgen will – unter diesem Link kann er es tun.

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Nur zu größeren Manövern verlässt Boris Herrmann alle paar Stunden die enge Kajüte, was dann allerdings eine gefährliche Angelegenheit ist. Würde er mitten auf dem Meer über Bord gespült, würde die „Seaexplorer“, gesteuert vom herz- und hirnlosen Autopiloten, unbeirrt weiter ihren Kurs ziehen. Auf Hilfe könnte Boris Herrmann in solch einer Situation nicht hoffen, denn meist sind die Teilnehmer der Vendée Globe viele hundert oder sogar tausend Meilen vom Land entfernt. Zwei Mal werden die Boote den Äquator überqueren, vorbei geht es am Kap der Guten Hoffnung vor Südafrika, dann in Richtung Kap Leeuwin in Australien und schließlich wird das Kap Hoorn an der Südspitze Argentiniens umrundet. Die meiste Zeit verbringen die Segler im rauen Südpolarmeer, nördlich der Eisgrenze, wenn sie einmal rund um die Antarktis segeln.

Das Rennen zerrt an den Nerven

Das Rennen ist eine große übermenschliche Herausforderung für den Körper. Die physische und psychische Belastung ist enorm. Geschlafen wird in Intervallen von einer Stunde, in komplizierten Situationen auch nur von 15 Minuten, manchmal gar nicht. Nach der Sturmnacht, als Jérémie Beyou einen Gegenstand rammte, zeigte sich auch Segel-Profi Boris Herrmann, der sein ganzes Leben auf dem Wasser verbracht hat, ungewöhnlich nachdenklich. „Ich wurde von Sorgen und Zweifeln aufgefressen“, berichtete der Hamburger in einem Video auf Twitter. „Ich habe mir die ganze Zeit Fragen gestellt, zum Beispiel, ob ich schneller oder langsamer fahren soll.“ Solche Sorgen habe er zuvor nie gehabt, sagte Herrmann. „Ich konnte überhaupt nicht schlafen. Ich habe viel gehadert. An einem Punkt war ich so müde, dass ich nicht einschlafen konnte.“ Alles in allem gehe es ihm aber gut, in den nächsten Tagen wolle er es in die Top Ten schaffen.

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Die Route der Vendée Globe

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Werbung für den Umweltschutz

Ziel des Deutschen ist es aber nicht nur, so weit vorne wie möglich zu landen. Auf dem Segel seines Schiffes ist zu lesen: „A race we must win“. Gemeint ist der Klimaschutz, für den sich Herrmann engagiert. Während der gesamten Regatta sammelt er laufend Umweltdaten, die zur Erforschung des Klimawandels herangezogen werden. Aus diesem Grund war es für ihn eine Ehre, im Jahr 2019 mit der Umweltaktivistin Greta Thunberg auf seinem Schiff von Plymouth nach New York zu segeln, was ihn auch weit außerhalb des Segelsports bekannt machte. Er habe die junge Frau als unglaublich „inspirierende Person“ erlebt, sagt der 39-Jährige.

Sie war es auch, die während der Überfahrt im Innern der „Seaexplorer“ überall kleine, versteckte Zeichnungen auf der Bordwand hinterlassen habe. Zwei habe er schon gefunden, verrät Boris Herrmann. Für die Suche nach den restlichen Botschaften der schwedischen Umwelt-Ikone kann er sich Zeit lassen. Die ersten Teilnehmer der Vendée Globe werden Mitte Januar im Hafen von Les Sables d’Olonne zurückerwartet.

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Infos zur Vendée Globe:

Namensgeber des Einhand-Segelrennens über 24.000 Seemeilen ist das westfranzösische Département Vendée in Frankreich. Gestartet wird alle vier Jahre im Küstenort Les Sables d’Olonne im November, weil zu dieser Jahreszeit die meteorologischen Verhältnisse im Südpazifik am günstigsten sind.

Fixpunkte der Strecke sind das Kap der Guten Hoffnung, Kap Leeuwin und Kap Hoorn. Damit die Teilnehmer nicht einen gefährlichen Weg durch das Eismeer der Antarktis einschlagen, müssen noch einige andere Wegepunkte abgesegelt werden.

Weil es in der Vergangenheit immer wieder zu schweren Unfällen kam, wurden die Sicherheitsstandards ständig verschärft. So muss sich das Boot etwa nach dem Durchkentern selbst wieder aufrichten.