UN: Menschenrechtsverstöße auf der Krim

Das UN-Menschenrechtsbüro wirft Russland schwere Menschenrechtsverstöße auf der 2014 von der Ukraine annektierten Schwarzmeerhalbinsel Krim vor. Unter der russischen Herrschaft habe auch die Minderheit der Krimtataren zu leiden, deren Interessenvertretung Medschlis verboten worden sei, heißt es in einem Bericht.

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17.09.25-krim

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Die unabhängige Berichterstatterin Fiona Frazer sprach in ihrem Papier von willkürlichen Festnahmen und Einsperrungen, Fällen von gewaltsamem Verschwindenlassen, Misshandlungen und Folter.

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“Grave human rights violations, such as arbitrary arrests and detentions, enforced disappearances, ill-treatment and torture, and at least one extra-judicial execution were documented.”

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In dem Bericht stuft das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte (OHCHR) die Krim als vorübergehend besetztes Gebiet ein. Dort hätten nach internationalem Recht weiter die ukrainischen Gesetze zu gelten. Dies widerspricht der Moskauer Auffassung, nach der die Krim ein Teil Russlands geworden ist und damit russische Gesetze gelten.

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„Ukrainian laws were substituted by Russian Federation laws, in violation of the obligation under international humanitarian law to respect the existing law of the occupied territory.“

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Russland müsse gewaltsame Übergriffe von Sicherheitsorganen aufklären und solle Versammlungs- und Meinungsfreiheit sichern, heißt es in einer Liste von OHCHR-Empfehlungen. Einwohner der Krim, die keinen russischen Pass angenommen hätten, dürften nicht diskriminiert werden. „Die Frage der Staatsbürgerschaft hat das Leben vieler Krim-Bewohner verändert“, sagte Hochkommissar Said Raad al-Hussein einer Mitteilung zufolge. Die Ukraine wurde aufgefordert, den Reiseverkehr mit der Krim so einfach wie möglich zu machen.

Ernüchternder UN-Bericht zur Ukraine

Die Vereinten Nationen werfen beiden Kriegsparteien in der Ukraine vor, systematisch Gefangene zu foltern.

16.06.03-UN-Kiew

Eine ernüchternde Bilanz der Vereinten Nationen

Mehrere Gefängnisse des SBU

Mit den Folterungen wollen prorussische Separatisten wie auch der Kiewer Geheimdienst Geständnisse erpressen. Der Sicherheitsdienst der Ukraine (SBU) soll mehrere geheime Gefängnisse betreiben, wie aus dem Bericht des UN-Hochkommissars für Menschenrechte vom Freitag hervorgeht. Der UN-Vertreter Ivan Simonovic sagte in Kiew, in dem seit April 2014 andauernden bewaffneten Konflikt im Osten seien mehr als 9400 Menschen getötet worden. Mehr als 21 700 seien verletzt worden. Hier der Link zum Bericht der UN 

 

„A new report by the United Nations human rights office shows that, after two years of conflict, the situation in eastern Ukraine remains volatile and continues to have a severe impact on human rights, especially for those living near the contact line and in territories controlled by armed groups.“

 

Aus Protest die Ukraine verlassen

Eine UN-Menschenrechtsdelegation hatte die Ukraine Ende Mai aus Protest verlassen, weil ihr der Zugang zu Geheimdienst-Einrichtungen verwehrt wurde. Die Delegierten sammelten Berichte von Opfern auf dem Gebiet, das von Kiew beherrscht wird. Die Ex-Gefangenen warfen dem Geheimdienst vor, mit Elektroschocks, Schlägen und angedrohten Vergewaltigungen zu arbeiten. Die Vorwürfe trafen den SBU, während frühere Berichte mehr Menschenrechtsverstöße durch Freiwilligenbataillone verzeichnet hatten. Gleichzeitig listet der Bericht Fälle von Folter und Entführungen auf Separatistenseite auf. Im Gegensatz zum Regierungsgebiet seien die Grundrechte von 2,7 Millionen Menschen dort gar nicht geschützt.

Die UN schreibt zur Erklärung des Rückzuges im Mai:

 

„25 May 2016 – The United Nations Subcommittee on Prevention of Torture (SPT) has suspended its visit to Ukraine after being denied access to places in several parts of the country where it suspects people are being deprived of their liberty by the Security Service of Ukraine, the SBU.“

“This denial of access is in breach of Ukraine’s obligations as a State party to the Optional Protocol to the Convention against Torture. It has meant that we have not been able to visit some places where we have heard numerous and serious allegations that people have been detained and where torture or ill-treatment may have occurred,” said Malcolm Evans, head of the four-member delegation, in a statement issued by the UN Office of the High Commissioner for Human Rights (OHCHR).“

Hier der Link zur Erklärung der UN

 

 

Zitate zu den Grenzkontrollen

Die EU-Kommission hat zunächst keine Einwände gegen die vorrübergehende Wiedereinführung von Grenzkontrollen in Deutschland. Die derzeitige Lage in Deutschland sei nach erstem Eindruck von den Regeln des Schengener Grenzkodex’ gedeckt, teilte die Behörde am Sonntagabend in Brüssel mit. Demnach können solche Kontrollen zwischen Mitgliedstaaten unter besonderen Umständen wiedereingeführt werden. Das Schengen-Abkommen regelt den freien Reiseverkehr zwischen den Mitgliedstaaten.

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Die Stimmen zu den Grenzkontrollen:

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte, Ziel sei es, „den Zustrom nach Deutschland zu begrenzen“. Es sei „auch aus Sicherheitsgründen dringend erforderlich“, bei der Einreise wieder „zu einem geordneten Verfahren“ zu kommen, sagte de Maizière. Der Schritt sei in der Koalition „einvernehmlich beraten und beschlossen“ und auch mit Österreich, den Bundesländern sowie der Opposition besprochen.

Der Linke-Vorsitzende Bernd Riexinger bescheinigte der Bundesregierung „unfassbaren Egoismus“.

Die Grünen-Vorsitzende Simone Peter warf der Bundesregierung in der „Huffington Post“ Versagen in der Asylpolitik vor: „Neue Grenzkontrollen und ein nationaler Harakiri-Kurs sind das genaue Gegenteil einer dringend notwendigen neuen, humanitären EU-Flüchtlingspolitik.“

Der Grünen-Innenpolitiker Volker Beck erklärte: „Grenzkontrollen im Schengenraum dürfen kein Dauerzustand oder neuer Normalfall werden.“

Ähnlich äußerte sich der FDP-Vorsitzende Christian Lindner: „Die Schließung der Grenzen darf kein dauerhafter Zustand sein, sonst beschädigt Deutschland das Haus Europa.“

Zustimmung kam aus Reihen der Union. Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU) sagte in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“, die Rückkehr zu Grenzkontrollen sei „insgesamt eine richtige Entscheidung, die in der Koalition auch mitgetragen wird“.

Der stellvertretende CDU-Vorsitzende Thomas Strobl nannte die Entscheidung den „richtigen Weg“. Der „Welt“ sagte er: „So können wir den akuten Zustrom von Flüchtlingen wenigstens verlangsamen.“

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer sagte nach einer Sondersitzung seines Kabinetts in München zu den Gründen der Einführung vorübergehender Grenzkontrollen: „Wir haben in der Flüchtlingspolitik im Freistaat Bayern derzeit einen Ausnahmezustand. Es sind alle Regeln mehr oder weniger außer Kraft. Es gibt keine Ordnung, kein System, und das ist in einem Rechtsstaat eine bedenkliche Sache.“

Die Alternative für Deutschland (AfD) hat die angekündigte Einführung von Kontrollen begrüßt. „Es ist ja eine unsere Hauptforderungen, dass wir sagen, die Grenzen müssen kontrolliert werden“, sagte die AfD-Vorsitzende Frauke Petry.

Ungarns rechtskonservativer Ministerpräsident Viktor Orban sagte der „Bild“-Zeitung: „Wir haben großes Verständnis für Deutschlands Entscheidung und erklären unsere volle Solidarität.“ Man verstehe, „dass diese Entscheidung notwendig war, um die gewachsenen Werte Deutschlands und Europas zu verteidigen. Selbstverständlich sind wir bereit zu jeglicher Form der Zusammenarbeit.“

Der tschechische Ministerpräsident Bohuslav Sobotka hat Verständnis für die deutsche Entscheidung gezeigt, wieder Grenzkontrollen einzuführen. „Die EU hat in der Flüchtlingskrise ihre eigenen Regeln nicht eingehalten und die Außengrenzen nicht effektiv geschützt“, teilte der Sozialdemokrat in Prag mit. Deutschland habe daher ein Recht zu einer solchen vorübergehenden Maßnahme, fügte Sobotka hinzu. Der tschechische Regierungschef fühlte sich in seiner Forderung nach einer besseren Sicherung der EU-Außengrenzen bestätigt: „Ich hoffe, dass die deutsche Entscheidung den Druck erhöht hin zu einer Lösung, den aktuellen Flüchtlingsstrom besser zu regulieren.“ Tschechien zählt mit Polen, Ungarn und der Slowakei zu den Gegnern eines EU-weiten Verteilsystems für Flüchtlinge.

Die Bundespolizei hat sich nach eigenen Angaben darauf eingestellt, dass sie über eine längere Zeit wieder an deutschen Außengrenzen kontrollieren muss. Für die Aufgabe würden nun mehrere hundert Beamte abgestellt, sagte ein Sprecher in Potsdam. „Wir haben uns darauf eingestellt, diese Maßnahme nach einer Phase des Aufwachsens über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten“, hieß es in einer Erklärung des Bundespolizeipräsidiums weiter.

Die von Ländern in Europa bekanntgegebenen Grenzkontrollmaßnahmen betonen nach Auffassung des UN-Flüchtlingshilfswerks die Notwendigkeit einer „umfassenden europäischen Reaktion“ auf die Flüchtlingskrise. Eine EU-Antwort sollte „die rasche Umsetzung eines Umsiedlungsprogramms“ beinhalten, um Asylbewerber unter allen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union zu verteilen, forderte der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge.

UN zur Ukraine: Mord, Verschleppung, Folter

In Europa herrscht noch immer ein blutiger Krieg. Die Kämpfe in der Ukraine nehmen trotz der Waffenstillstandsabkommen kein Ende.

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Rechtlosigkeit und Willkür

Seit Beginn der Kämpfe im April 2014 wurden im Osten der Ukraine fast 8000 Menschen getötet, wie aus einem Lagebericht hervorgeht, den das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte am Dienstag in Genf vorstellte. Demnach herrschen Rechtlosigkeit und Willkür in den Konfliktgebieten. Drei Millionen Menschen in den sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk lebten ohne irgendeinen Schutz ihrer grundlegenden Menschenrechte, sagte der für Europa zuständige Direktor der Organisation, Gianni Magazzeni.

„Ihnen kann es dort passieren, dass Menschen in Ihre Wohnung eindringen und Ihren Sohn, Ihre Tochter, Ihre Frau oder Sie selbst verschleppen und für mehrere Monate festhalten, foltern oder umbringen“, sagte Magazzeni. „Und es gibt nichts, dass Ihnen helfen kann, weder das Völkerrecht noch internationale Organisationen.“ Außer Mord, Verschleppung und Folter wirft der 11. Bericht zur Lage der Menschenrechte im Osten der Ukraine den Rebellen in Donezk und Luhansk auch sexuelle Gewalt, Zwangsarbeit und Erpressung vor.

Gewalt gegen religiöse Minderheiten

Erstmals ist in dem Bericht auch von massiver Gewalt gegen religiöse Minderheiten die Rede. Im Mai habe der sogenannte Präsident der „Volksrepublik Donezk“ angekündigt, neben der russisch-orthodoxen nur die katholische Kirche sowie Islam und Judentum als Religion anzuerkennen. Andere Glaubensgemeinschaften würden als Sekten verfolgt. Mindestens zwölf Versammlungshäuser der Zeugen Jehovas seien seitdem von Bewaffneten besetzt, mehrere Gläubige verhaftet und misshandelt worden. Magazzeni erklärte, die UN sähen die Vorkommnisse mit Besorgnis.

Immer mehr zivile Opfer

Dem UN-Bericht zufolge sind immer mehr Zivilisten Opfer der Kämpfe. Sowohl die ukrainische Armee als auch Rebellengruppen beschössen Wohnviertel mit schweren Waffen und nähmen so zivile Opfer in Kauf, heißt es. Ungeachtet eines im Februar vereinbarten Rückzugs schwerer Waffen seien bis mindestens Mitte August auf beiden Seiten Panzer, Raketen, Kanonen, Mörser und Haubitzen eingesetzt worden.

Die Situation in der Region um die Rebellen-Städte Donezk und Luhansk werde zudem dadurch verschärft, dass offenbar weiterhin Kämpfer, moderne Waffen und Munition aus Russland eingeführt würden. Den Machthabern auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim werfen die Berichterstatter die Verfolgung von Oppositionellen und ethnischen Minderheiten vor.

Hier der Link zum UN-Bericht über die Ukraine

Link zur UN-Presseseite

70 Jahre UN – nicht immer eine Erfolgsgeschichte

Die Vereinten Nationen werden 70 Jahre alt. Am 26. Juni 1945 wurden die UN mit der Verabschiedung ihrer Charta gegründet. Der Ruf nach einer Reform wird immer lauter, denn die UN spiegeln die Welt aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.

15.06.25-UN-Lohgo

Der Papiertiger

Der Spott über die Vereinten Nationen will seit 70 Jahren nicht verstummen. „Papiertiger“ ist eine der häufigsten Bezeichnungen für die Weltorganisation mit Sitz am East River in New York. Das Problem der vor 70 Jahren in Leben gerufenen UN: sie ist im Grunde eine zutiefst demokratische Vereinigung. Jedes Land, egal wie reich oder arm, mächtig oder desolat, hat in der UN-Vollversammlung eine Stimme.

Und dennoch haben die UN einen zentralen Konstruktionsfehler: die Macht liegt im Sicherheitsrat, was sie immer wieder zu Spielball von Interessen macht. Die bestimmenden Staaten heißen USA, China, Russland, Großbritannien und Frankreich. Indien? Nigeria? Brasilien? Südafrika? Japan und Deutschland? Keine Spur. In den UN spiegelt sich die Welt des Jahres 1945. Und für eine Reform müssten genau die Macht abgeben, die mit einem Veto alles verhindern können.

Forderung nach Reformen 

„Wir müssen festhalten, dass die Vetomacht die Effizienz der Vereinten Nationen begrenzt“, sagte ihr Vize-Generalsekretär Jan Eliasson jüngst der Deutschen Presse-Agentur. „Die Möglichkeit des Vetos hat die UN davon abgehalten, wirkungsvoll auf die Situation in Syrien oder der Ukraine zu reagieren.“

Darüber, dass die UN reformiert werden müssen, sind sich im Grund alle einig – nur das wie ist die Frage. Den Rat einfach größer zu machen und auch Brasilien, Indien und Deutschland mit Vetorecht auszustatten, würde die Probleme nur verschärfen. Gefragt sind andere Vorschläge und es liegen durchaus welche auf dem Tisch. Aber selbst der französische Vorstoß, dass die fünf ständigen Mitglieder in Fragen von Menschenrechtsverstößen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit freiwillig auf ihr Veto verzichten, fand kaum Gehör. Aus Moskau und Peking kam keine Antwort.

Die UN ignoriert

Allerdings: Wären die UN so unwichtig, hätte sich der damalige US-Präsident George W. Bush 2003 nicht um eine Legitimation der Weltgemeinschaft bemüht (obgleich er trotzdem in den Irak einmarschierte). Und würde ihnen nicht so viel daran liegen, würden die Russen im Sicherheitsrat nicht immer eine PR-Offensive starten, sobald es um die Ukraine geht.

Und die Vereinten Nationen haben nicht nur 70 Jahre lang der Ersten und Zweiten Welt eine Verhandlungsbasis gegeben, sie haben vor allem das Leben von Milliarden Menschen in der Dritten Welt dramatisch verbessert. Die Zahl der Menschen, die in extremer Armut leben, wurde seit 2000 halbiert. Weltweit gehen heute genau so viele Mädchen wie Jungen zur Grundschule. Und obwohl heute zwei Milliarden Menschen mehr auf der Erde leben als 25 Jahre zuvor, sank die Zahl der Hungernden von mehr als einer Milliarde auf 795 Millionen. Das sind zählbare Erfolge – trotz aller Kritik an den Vereinten Nationen.

Ein kleine Chornologie:

1945: Am 26. Juni unterzeichnen die Vertreter von 50 Staaten die UN-Charta. Sie tritt am 24. Oktober in Kraft.

1946: Der Norweger Trygve Lie wird erster UN-Generalsekretär.

1948: Die UN-Vollversammlung nimmt die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte an.

1966: Der Sozialpakt und der Zivilpakt der UN werden angenommen.

1973: Aufnahme der beiden deutschen Staaten in die UN.

1990: Der UN-Sicherheitsrat sendet ein Ultimatum an den Irak, sich aus Kuwait zurückzuziehen. Die spätere militärische Befreiung Kuwaits ist durch ein UN-Mandat gedeckt.

1992: Im brasilianischen Rio de Janeiro findet der UN-Gipfel zu Umwelt und Entwicklung statt.

1993: Das Amt des Hochkommissars für Menschenrechte wird eingerichtet.

2000: Beim UN-Millenniumsgipfel in New York beschließt die Staatengemeinschaft weitreichende Entwicklungsziele. Die Zahl der Armen und Hungernden soll bis 2015 halbiert werden.

2001: Die UN und Generalsekretär Annan erhalten den Friedensnobelpreis.

2003: Eine US-geführte Koalition führt ohne UN-Mandat Krieg gegen den Irak. Die UN geraten in eine schwere Krise.

2006: Die UN gründen den Menschenrechtsrat.

2014: Ende des Jahres waren 60 Millionen Menschen auf der Flucht, die höchste jemals von den UN erfasste Zahl.