In Paris müssen die Autos bald draußen bleiben

Bürgermeisterin Anne Hidalgo plant, die Innenstadt der Millionenmetropole zu einer verkehrsberuhigten Zone umzugestalten.

.

Die Innenstadt von Paris soll zu verkehrsberuhigten Zone werde

.

Die Autolobby ist entsetzt

Anne Hidalgo bleibt realistisch. Die Bürgermeisterin von Paris weiß, dass sie nicht alle Autos aus der Innenstadt verbannen kann. Dennoch arbeitet sie beharrlich an ihrem Plan, mehr Platz für Fußgänger, Radfahrer und den öffentlichen Nahverkehr zu schaffen, was die Autolobby immer wieder in große Aufregung versetzt.

Auch ihre jüngste Idee schlägt einige Wellen. Anne Hidalgo will die Innenstadt der Millionenmetropole zu einer Art verkehrsberuhigten Zone machen. David Belliard von der Partei der Grünen und einer der Stellvertreter der sozialistischen Bürgermeisterin hat die Pläne in der Tageszeitung „Le Parisien“ präsentiert. In dieser „zone à trafic limité“ soll der Verkehr drastisch reduziert werden, schreibt er auf Twitter. Das Ziel ist klar formuliert: der Durchgangsverkehr soll ausgesperrt werden.

Ein ambitionierter Zeitplan

Der Zeitplan dafür ist ambitioniert, denn schon im kommenden Jahr soll das Projekt umgesetzt sein. Geklärt werden müssen unteranderem so zentrale Fragen wie, wer eine Berechtigung bekommt, um in der Zone fahren zu dürfen und wie die notwendigen Kontrollen stattfinden. David Belliard rechnet vor, dass in der Innenstadt von Paris jeden Tag rund 180.000 Autos unterwegs sind, wovon nur rund zehn Prozent auf Anwohner entfallen. Etwa die Hälfte der Fahrten betreffe den Durchgangsverkehr.

Die geplante „zone à trafic limité“ ist der vorläufig letzte Baustein in einem großen Verkehrskonzept von Anne Hidalgo, die daraufsetzt, Lärm und Luftverschmutzung zu reduzieren und damit die Lebensqualität der Anwohner zu verbessern. Zuletzt kündigte sie auch an, in den kommenden vier Jahren die Hälfte der 140.000 existierenden überirdische Parkplätze abzubauen. Damit setzt sie ein Versprechen um, das sie den Bürgern vor ihrer Wiederwahl vor einigen Monaten gegeben hat. Erhebungen haben damals ergeben, dass weit über der Hälfte der Bewohner in der Innenstadt von Paris kein Auto mehr besitzt.

.

.

Die Radwege werden ausgebaut

Zum Umbau der Infrastruktur gehört auch der Ausbau des Radwegenetzes. Geplant sind inzwischen sogar breite Radschnellwege, die sich quer durch die Stadt ziehen und auf denen die Radler nicht ständig durch Ampeln ausgebremst werden. Bisweilen geht die Bürgermeisterin auch sehr robust ans Werk. Während der Corona-Pandemie etwa hat sie kurzerhand rund 50 Kilometer neue, provisorische Radwege anlegen lassen. Der Erfolg war durchschlagen, sodass sich manche Radfahrer bereits über die Überlastung der neuen Pisten beschweren. Inzwischen hat Anne Hidalgo angekündigt, dass diese sogenannten Pop-up-Streifen bleiben werden. Der Plan ist es, dass Paris in naher Zukunft von bis von 1400 Kilometern Radwegen durchzogen ist. Dafür wurden 150 Millionen Euro im Haushalt bereitgestellt. 2030 soll es mehr Räder als Autos in Paris geben.

Die grüne Meile Champs-Élysées

Zum Leuchtturm-Projekt des umweltgerechten Umbaus von Paris wird aber die Neugestaltung der Champs-Élysées. Der legendäre Boulevard zieht sich über fast zwei Kilometer schnurgerade vom Place de la Concorde bis zum Arc de Triomphe. Schon zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris soll sich der im Moment noch vom Verkehr umtoste Place de la Concorde in einem völlig neuen Licht präsentieren. Der Plan ist es, die Autos auszusperren, viele hundert Bäume zu pflanzen und auf dem Gelände einen verkehrsberuhigten, zentralen Park zu gestalten, der sich an den Louvre und die Tuileriengärten anschließt. In den Jahren danach sollen dann für 225 Millionen Euro die Champs-Élysées begrünt werden. Im Schatten von Bäumen sollen die Menschen zwischen Gärten und Spielplätzen in Bistros und Restaurants das Leben genießen. Weichen müssen die Autos. Geplant ist, die Fahrbahn von aktuell acht auf zwei Spuren zu verengen, was mehr Raum für Spaziergänger und Radfahrer bringt.

Tempo 30 für Paris?

Anne Hidalgo sorgt wieder einmal für Aufregung. Die Bürgermeisterin von Paris will eine Geschwindigkeitsbegrenzung für die ganze Stadt. Autos sollen in Zukunft nur noch 30 km/h fahren dürfen. Auf der Stadtautobahn sollen 50 km/h erlaubt sein. Das Ziel für Paris: die Lebensqualität verbessern. Da Ziel für Anne Hidalgo: ihre Wiederwahl als Bürgermeisterin am 28 Juni.

 

20.06.16-Tempo 30

Weniger Autos – weniger Hektik

In der Bäckerei am Place Victor Hugo im schicken 16. Arrondissement von Paris herrscht überraschende Einigkeit. Die Idee mit der Geschwindigkeitsbegrenzung sei eine gute Sache. Man habe dann mehr Ruhe in der Stadt, weniger Hektik, heißt es immer wieder. Vor allem eine ältere Dame ereifert sich, allerdings würde sie gerne alle Autos aus der Stadt verbannen. Einen eigenen Wagen hat sie nicht, sie nimmt immer den Bus, da sie die steile Treppe hinunter zur Métro nicht mehr schaffe. Einen Aufzug gibt es dort nicht. Aber im Grunde bleibe sie sowieso lieber im Viertel.

20.06.16-Karta

In diesen Zonen der Stadt gilt bereits Tempo 30 – die Karte stammt von „Le Parisien“

 

Ein jüngerer Mann erklärt, dass es sich in den vergangenen Wochen während der Ausgangssperren wegen der Corona-Krise gezeigt habe, dass man auch ohne Auto zurechtkomme. Er hat sich ein Fahrrad gekauft und wäre auch froh, wenn der Autoverkehr „entschleunigt“ würde. Seinen Wagen nimmt er nur noch ab und an.

 

Verlierer sind die Einwohner der Vororte

Wer sich über die Idee aufregt, wohnt vor allem in den Vororten, den berühmten Banlieue von Paris. Diese Menschen sind oft auf ihren Wagen angewiesen, um in die Stadt oder einen anderen Vorort zu kommen. Zwar nehmen auch von diesen Bewohnern viele die Nahverkehrszüge und die Métro, die die Menschen jeden Morgen zu Millionen ins Zentrum schaufeln, doch ist das System hoffnungslos überlastet. Sie würden vor allem davon getroffen, wenn auf der Stadtautobahn eine Geschwindigkeitsbegrenzung eingeführt würde. Allerdings steht dort der Verkehr fast jeden Tag am Abend und am Morgen auf Hunderten von Kilometern. Die freie Fahrt für freie Franzosen ist auch dort nur Wunschdenken.

Anne Hidalgo will weniger Verkehr in Paris

Es ist nicht das erste Mal, dass Anne Hidalgo mit einem Vorschlag in Sachen Verkehrsberuhigung für Aufregung sorgt. Sie hat die Straße entlang der Tuilerien sperren lassen und Radspuren angelegt, musste sie dann aber wieder zumindest teilweise öffnen, weil sie nach Ansicht eines Gerichtes eigenmächtig gehandelt hat. Während der Corona-Pandemie hat die amtierende Bürgermeisterin rund 50 Kilometer Radwege im Stadtzentrum angelegt – und auch dafür hat sie dem Autoverkehr Spuren abgezwackt. So ist die Rue Rivoli inzwischen eine Einbahnstraße und nur noch für Busse und Taxis frei – drei Spuren wurden für Radfahrer freigemacht.

Generell wurden vor allem Radwege von den Métro-Stationen am Stadtrand in Richtung Stadtmitte angelegt. Die Aktion wurde so gut angenommen, dass Anne Hidalgo überlegt, diese provisorischen Radwege auf Dauer anzulegen. Nun also Tempo 30!

 

 

Das Kalkül der Bürgermeisterin

Das Kalkül der Bürgermeisterin ist ziemlich durchsichtig. In Paris besitzt weit über die Hälfte der Haushalte kein eigenes Auto mehr. Wenn sie für Ruhe, grüne Plätze und weniger Verkehr sorgt, trifft sie den Nerv vieler gestresster Einwohner der Millionenmetropole. Ähnlich agiert sie, wenn es um die Begrenzung des Tourismus in der Stadt geht. Die von Anne Hidalgo angestrebten rigiden Restriktionen für den Wohnungsvermittler Airbnb werden von den meisten Parisern begrüßt. Die Preise für die Wohnungen in Paris sind nicht zuletzt werden solcher Agenturen in astronomische Höhen geschossen. Die Chancen auf eine zweite Amtszeit stehen für Anne Hidalgo nicht schlecht.

Weniger Unfälle in Frankreich wegen Corona

So schlimm es ist – aber die Coronapandemie hat auch positive Seiten. Zum Beispiel auf den Straßenverkehr. Die Zahl der Verkehrsunfälle ist seit Beginn der strengen Ausgangsbeschränkungen im Kampf gegen Covid-19 deutlich gesunken.

.

 

.

Fast 40 Prozent weniger Unfälle

Im März gab es im Vergleich zum Vorjahr fast 40 Prozent weniger Verkehrstote im Land, teilte die französische Regierung am Samstag mit. Die Zahl der Unfälle mit Personenschaden ging um gut 43 Prozent zurück, die Zahl der Verletzten um 44 Prozent. Der Rückgang der im März 2020 verzeichneten Verkehrstoten stehe im Zusammenhang mit der Einführung der Ausgangsbeschränkungen ab dem 17. März, welche die Zahl der Fahrten stark reduziert habe, hieß es.

Allerdings habe die Polizei gleichzeitig „eine besorgniserregende Zahl schwerer Geschwindigkeitsübertretungen“ festgestellt. „Unverantwortliches Verhalten im Straßenverkehr ist in diesen Zeiten genauso gefährlich wie in normalen Zeiten“, warnte die Behörde für Verkehrssicherheit.

In Frankreich dürfen die Menschen seit Mitte März wegen des Coronavirus nur vor die Tür, wenn es unbedingt nötig ist. Spaziergänge sind nur eine Stunde am Tag und im Radius von einem Kilometer zur Wohnung erlaubt. Auch über die Osterfeiertage sind Reisen verboten.

Frankreich droht der Stillstand

Die Gewerkschaften haben bei der Bahn zu einem landesweiten Streik am 5. Dezember aufgerufen. Die Regierung befürchtet eine Ausweitung der Proteste.

.

FQMA3211

Am 5. Dezember geht bei der SNCF nichts mehr. Die Gewerkschaft hat einen Streik angekündigt. Es geht gegen die geplanten Rentenreform der Regierung.

.

Frankreich meiden am 5. Dezember

An dieser Stelle ein wichtiger Reisehinweis: Wer am 5. Dezember einen Kurzurlaub in Frankreich plant, der sollte besser umbuchen. Der Grund: die Angestellten der der französischen Bahn SNCF und der Pariser Verkehrsbetriebe RATP haben einen landesweiten Streik angekündigt. Inzwischen wird gemunkelt, dass sich auch andere Bereiche, wie etwa die Bediensteten der Autobahn-Mautstellen und Museen, dem Ausstand anschließen könnten.

Die  Bahn reagiert auf den Streik

Die Verantwortlichen bei der SNCF haben mit drastischen Mitteln auf den angekündigten Streik reagiert. Auf der Internetseite des Unternehmens sind für den Zeitraum vom 5. Dezember bis 8. Dezember für alle TGV inOui, OuiGo und Intercitys keine Tickets mehr zu buchen. Auch alle Reisen nach London wurden gestrichen. Für die Fahrten von Paris nach Stuttgart sind sogar vom 4. Dezember abends bis zum 10. Dezember morgens keine Buchungen möglich. Wer schon jetzt eine Fahrkarte für diesen Zeitraum besitzt, kann diese, nach Angaben der SNCF, kostenlos stornieren oder umtauschen. „Wir werden die Situation kommende Woche noch einmal analysieren“, erklärte SNCF-Chef Jean-Pierre Farandou, dann würden weitere Entscheidungen in Sachen Fahrplan getroffen. Man könne allerdings erst kurz vor Streikbeginn sagen, welche Züge tatsächlich fahren und welche nicht.

.

 

.

Streik gegen die Rentenpläne der Regierung

Grund für den Streik sind die Rentenpläne der Regierung. Präsident Emmanuel Macron hat angekündigt, die fast 50 speziellen Rentensysteme in Frankreich zu einer einzigen Kasse zusammenfassen zu wollen. Die Eisenbahner sind davor besonders betroffen, da bei ihnen bis jetzt noch die großzügigsten Regelungen gelten. So können manche Mitarbeiter mit überdurchschnittlichen Bezügen schon mit 52 in den Ruhestand gehen. Die neuen Regelungen sollen zwar nur für Mitarbeiter gelten, die nach der angekündigten Rentenreform angestellt werden, doch die Gewerkschaften innerhalb der SNCF sind dennoch empört und zum Kampf entschlossen.

Die Regierung befürchtet, dass der Streik vom 5. Dezember nur der Vorbote für einen äußerst konfliktreichen Winter sein könnte. Schon einmal, im Jahr 1995 wollte die damalige Regierung des konservativen Premiers Alain Juppé das Rentensystem reformieren, musste nach wochenlangen Arbeitskämpfen die Pläne allerdings begraben.

.

INFO-BOX zum Streik:

UMTAUSCH: Die ursprüngliche Fahrkarte kann nach Angaben der SNCF umgetauscht werden. Das heißt, man kann einen anderen Zug nehmen – sofern dort noch Plätze frei sind. Diese Regel gilt für alle Arten von Fahrkarten mit Gültigkeit während der Streikperiode.

ERSTATTUNG: Alle Fahrkarten können unabhängig vom jeweiligen Tarif, einschließlich „nicht umtauschfähig / nicht erstattungsfähig“, kostenlos erstattet werden. Bei Hin- und Rückfahrkarten werden Ihnen alle Fahrkarten erstattet, wenn man einen Teil der Reise nicht antreten kann.

VORGEHEN: Bahnfahrende können Ihre Tickets kostenlos an einem SNCF-Schalter oder unter der Nummer 0033 892 35 35 35 umtauschen oder stornieren. Wenn das Bahnticket kostenlos umtausch- oder erstattungsfähig ist, kann man die Reservierung vor der geplanten Abfahrt des Zuges direkt auf der SNCF-Website stornieren oder umtauschen.

AUSWIRKUNGEN: Wird die SNCF bestreikt, hat dies voraussichtlich auch Auswirkungen auf die internationalen Verbindungen von Thalys  (etwa Paris – Brüssel – Aachen – Köln – Essen) und TGV (Frankfurt – Paris, München/Stuttgart – Paris, Frankfurt – Lyon – Marseille).

Klare Regeln für die Trottinette

Ein neues Gesetz regelt in Frankreich den Gebrauch von E-Scootern. Die angedrohten Strafen sind bisweilen ziemlich happig.

.

19.10.26-trott

.

Von der Lösung zum Hassobjekt

Der Wildwuchs hat ein Ende. In Frankreich stehen seit Freitag die Regeln fest, die für die Trottinette gelten. Jene E-Roller also, die anfangs als Lösung des Nahverkerhrsproblems gepriesen wurden und inzwischen für viele Menschen zum Hassobjekt geworden sind. Mit den neuen Regeln bekommen die E-Scooter nun auch offiziell einen Namen. Sie heißen: engins de déplacement personnel motorisés, kurz EDPM. Übersetzt in Behördendeutsch: Motorisierte Einzelpersonendeplazierungsmaschinen. Mit Betonung auf „einzel“ – es darf nur noch eine einzige Person darauf fahren.

Die Städte wurden förmlich überrollt

Eine Regelung des Gebrauchs der Trottinettes war in Frankreich dringend notwendig geworden, da die Gefährte invasionsartig die Städte überfluteten. Immer mehr Anbieter drängten vor allem in den Metropolen auf den Markt und schließlich herrschten fast anarchische Zustände. Die Lenker der E-Scooter sahen sich an keine Verkehrsregeln gebunden, es kam deshalb immer wieder zu schweren Unfällen, sogar Tote sind zu beklagen. In Paris etwa sind inzwischen rund 20.000 der Roller unterwegs. Da machte zuletzt auch das Gehen auf den Bürgersteigen zu einem wahren Hindernislauf, da die Trottinettes in der Regel ziemlich wild und rücksichtslos abgestellt wurden.
.

.

Nicht zuletzt aus diesem Grund wurden in Paris bereits vor einigen Monaten strenge Richtlinien für den Gebrauch der E-Scooter eingeführt, die nun im ganzen Land gelten sollen. So muss die Höchstgeschwindigkeit der Gefährte auf 25 Stundenkilometer gedrosselt sein. Wer seine Trottinette zum Boliden aufbohrt und schneller fährt, der muss mit einer Straße von 1500 Euro rechnen. Zudem liegt das Mindestalter des Fahrers nun bei zwölf Jahren. Vorbei sind die Zeiten, in denen Grundschulkinder mit den Dingern den Schulweg unsicher machten. Auch darf nur noch in Ausnahmen auf dem Gehweg gefahren werden. Wer dagegen verstößt, muss 135 Euro berappen. Das heißt: die Trottinette gehören in der Stadt auf den Radweg oder auf die Straße.

Der Gehweg ist grundsätzlich tabu

Und wo kann das EDPM nach der Benutzung geparkt werden? Auch das ist nun geregelt. Grundsätzlich darf das Teil auf dem Gehweg abgestellt werden – wenn es nicht die Fußgänger behindert. Allerdings haben die Bürgermeister in Zukunft die Möglichkeit, den Trottinettes in ihren Städten extra Zonen zuzuweisen. Im Klartext: sollten beim Parken weiter anarchische Zustände herrschen, werden die E-Scooter an die Kette gelegt.

Ein fliegendes Wassertaxi auf der Seine

Paris steht vor dem Verkehrsinfarkt. Deshalb werden neue Mobilitätskonzepte getestet – eines davon sind die Sea Bubbles. Doch der Erfolg ist fraglich.  

.

19.09.19-Wassertaxi

.

Entlastung des Straßenverkehrs?

Wo ist das fliegende Wassertaxi? Zwei Fotografen haben sich in Paris in der milden Spätsommersonne am Ufer der Seine auf die Lauer gelegt, um das sogenannte Sea Bubble abzulichten. Wahre Wunderdinge werden über den futuristischen Wasserflitzer erzählt, der in der französischen Hauptstadt in Zukunft den Straßenverkehr entlasten soll. Mit bis zu 30 Stundenkilometer Geschwindigkeit soll das Gefährt mit vier Passagieren an Bord auf Kufen einen halben Meter über dem Wasser „schweben“. Wegen seiner Elektromotoren sei es fast lautlos und verursache keine Wellen, versprechen die Betreiber.

Ein Test, der keiner ist

In diesen Tagen werden die Sea Bubbles nach Angaben der Präfektur im Pendelverkehr unter realen Bedingungen in Paris zwischen Issy-les-Moulineaux und Bercy getestet – doch die beiden Fotografen an der Seine brechen nach zwei Stunden ergebnislos ihre Fotosafari ab und packen die mächtigen Teleobjektive wieder ein. Kein Wassertaxi weit und breit, von einem Normalbetrieb kann keine Rede sein. Ein Gerücht macht die Runde, dass die Flitzer wegen des starken Windes nicht die ganze Strecke gefahren sind.

.

.

Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo konnte die Sea Bubbles schon 2017 ausprobieren und war begeistert, doch die Euphorie übertrug sich nicht auf alle Verantwortlichen. „Die Seine ist ein Fluss, auf dem die Navigation ziemlich schwierig ist“, sagt Dominique Ritz, der für den Schiffsverkehr auf dem Abschnitt in Paris verantwortlich ist. Ausflugsdampfer, große Sightseeing-Schiffe für Touristen, private Boote und behäbige Lastkähne drängen sich unter den zahlreichen Brücken hindurch und an der Île de la Cité vorbei. Schwer vorstellbar, dass dazwischen für viele der schnellen Wasserflitzer genügend Platz zu finden ist.

.

.

Typisch für Paris ist allerdings, dass man sich durch Bedenken nicht sofort ins Bockshorn jagen lässt. Es gehört zur französischen Nonchalance, Dinge einfach einmal auszuprobieren. „Das Projekt Sea Bubbels ist innovativ und ist Teil neuer Mobilitätskonzepte“, verteidigt Magalie Charbonneau, Sprecherin der Präfektur, den Test. Kommendes Jahr werde man dann entscheiden, ob die Fahrzeuge wirklich zum Einsatz kommen.

Wahrscheinlich scheint, dass die Sea Bubbles ein ähnliches Schicksal erleiden wie die E-Scooter, von denen auf den Straßen von Paris inzwischen rund 20.000 unterwegs sind. Zum Kampf gegen den Verkehrsinfarkt haben die Trottinettes keinen entscheidenden Beitrag geleistet. Sie sind allenfalls ein nettes Spielzeug für Touristen.